Die Weihnachtsbotschaft gibt Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden in der Welt, betonte Bischof Thomas Adomeit in seiner Weihnachtsbotschaft. Die Botschaft von der Heiligen Nacht laute: „Fürchtet euch nicht“. Sie sei zuerst an die Hirten gegangen: „Sie kannten die Sorge um ihr tägliches Brot und um ihre Tiere. Und sie kannten auch die Sorge um den Frieden für ihr Land, das andere besetzt hielten. Sie kannten die Sehnsucht nach einer sicheren Heimat und nach einer geschützten Existenz.“

Auch heute seien die Sorgen groß, sagte der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg mit Blick auf den Klimawandel, die Ungerechtigkeiten in der Welt, die Flüchtlinge in ihren unsicheren Booten auf dem Mittelmeer und den zunehmenden Antisemitismus im Land. Ebenso groß sei die Sehnsucht der Menschen nach einer heilen Welt und einem gelingenden, sinnvollen Leben in Frieden. Damals wie heuten bräuchten Menschen eine solche Botschaft, um mit den persönlichen und gesellschaftlichen Sorgen umgehen zu können.

„Bleiben wir offen für die Hoffnung auf eine Zukunft, die mit der Weihnachtsgeschichte in die Welt kommt“, so Adomeit.

Weihnachtsbotschaft 2019 von Bischof Thomas Adomeit

Schon in der Adventszeit erwarten Kinder und auch manche Erwachsene gespannt, was der Adventskalender täglich für sie bereithält. Es gibt digitale Adventsbegleiter, selbstgemachte oder auch die mit 24 Schokotäfelchen. Schön, dass es diese Vorfreude gibt!
  
Zum Weihnachtsfest schreiben Kinder noch Wunschzettel und warten ungeduldig auf die Bescherung. Doch ist es häufig auch hier die – vielleicht kleinere – Überraschung, die echte Freude auslösen kann, mehr als das erwartete Geschenk.
  
Überraschungen kommen von Herzen. Und sie gehen dem zu Herzen, der sie bekommt. Sie zaubern ein Lächeln ins Gesicht. Vorfreude, Überraschungseffekt, Glücksgefühl – so kann es sein, wenn eine Überraschung gelingt. Vielleicht ist Weihnachten gerade deswegen ein so beliebtes Fest, weil es mit kleinen Geheimnissen und Überraschungen daherkommt.
 
Als der Evangelist Lukas vor knapp 2.000 Jahren die Geschichte über die Geburt Jesu aufschrieb, werden seine Leserinnen und Leser zunächst auch überrascht gewesen sein. Einerseits fühlten sie sich an die alten Verheißungen des Propheten Jesaja erinnert: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht… Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst.“ Aber andererseits hatten sie sich die Geburt des Messias ganz anders vorgestellt. So wie Lukas es beschrieb, konnte doch keiner in die Welt kommen, der das Heil für alle bringen sollte. Ein umsichtiger Herrscher und mächtiger Held sieht anders aus als ein armseliges Kind in der Krippe. Dazu diese junge Frau aus dem Volk, ungewollt schwanger, an ihrer Seite ein Mann, der nicht der Vater des Kindes ist, nein, das passt alles nicht zusammen.
 
Die Verse, die Menschen seit vielen Generationen zum Weihnachtsfest hören „Es begab sich aber zu der Zeit…“, steckten damals voller Überraschungen. Und doch gingen sie den Menschen zu Herzen. Sie trugen die Botschaft weiter: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“
 
Gehen uns diese Worte noch zu Herzen? Oder sind sie nur Beiwerk zu einem Fest, das längst seine Bedeutung verloren hat? Die Sehnsucht nach einer heilen Welt ist groß, so wie zu alten Zeiten. Es ist die Sehnsucht nach einem gelingenden, sinnvollen Leben in Frieden. Aber auch die Sorgen sind groß. Wie ist das mit dem Klimawandel, der so bedrohlich nahe kommt? Wie kann es auf dieser Welt gerechter zugehen? Was ist zu tun für die Menschen, die sich in unsicheren Booten auf das Mittelmeer begeben? Wie können wir umgehen mit dem offenbar zunehmenden Antisemitismus in unserem Land? Kann die Botschaft von Weihnachten überhaupt helfen in all dem Unheil?
 
Die Botschaft der Heiligen Nacht lautet: „Fürchtet euch nicht! Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.“ Die das zuerst hören, sind die Hirten. Sie kannten nicht die Sorgen von heute, aber sie kannten die Sorge um ihr tägliches Brot und um ihre Tiere. Und sie kannten auch die Sorge um den Frieden für ihr Land, das andere besetzt hielten. Sie kannten die Sehnsucht nach einer sicheren Heimat und nach einer geschützten Existenz. Fürchtet euch nicht – das tat ihnen gut. Ich verkündige euch große Freude, das hörten sie gern. Und heute ist es nicht anders. Auch wir brauchen Worte, die uns umarmen, die uns Kraft geben, die Hoffnung wecken, die sogar heilen können. Damals wie heute haben wir Menschen Sehnsucht nach solchen Worten, um den persönlichen und den gesellschaftlichen Sorgen begegnen zu können.
 
Lassen wir uns doch ein auf diese alten Worte, die schon so viele Generationen vor uns angerührt haben. Bleiben wir offen für die Hoffnung auf eine Zukunft, die mit der Weihnachtsgeschichte in die Welt kommt. Vielleicht erleben wir eine Überraschung. Was haben wir zu verlieren, wenn wir getröstet wie die Hirten fröhlich unsere Wege gehen und anderen davon erzählen? Nichts. Was haben wir zu gewinnen? Lassen wir uns überraschen.

Fröhliche Weihnachten wünscht Ihnen

Ihr Thomas Adomeit
Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg

Die Weihnachtsgeschichte zum Nachlesen: Lukas, Kapitel 2. Die noch älteren Verheißungen finden Sie im Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 9 und 11.

Source: Kirche-Oldenburg