Hannover (epd). Der niedersächsische Flüchtlingsrat fordert von der Landespolitik eine umsichtigere Strategie und eine bessere Betreuung für die wachsende Zahl an Geflüchteten. «Ich sehe beim Land keinen nachhaltigen Plan, was die Qualität der Unterbringung angeht», sagte Flüchtlingsrat-Sprecher Muzaffer Öztürkyilmaz am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er bemängelte vor allem, dass in der bis zu 2000 Personen fassenden Erstaufnahme auf dem hannoverschen Messegelände kein Gewaltschutzkonzept umgesetzt werde.

Das Land habe sich zur getrennten Unterbringung von Frauen und Männern und von Familien mit Kindern verpflichtet. Dies geschehe aber nicht, weil bislang mit einer Verweildauer von wenigen Tagen in Sammelunterkünften kalkuliert werde, kritisierte Öztürkyilmaz. Das sei aber längst nicht mehr der Fall. Deshalb seien andere Unterbringungsformen geboten: «Die Leute bleiben inzwischen wochenlang. In Hotels oder Ferienwohnungen könnten wirksame Schutzkonzepte deutlich besser umgesetzt werden.»

Zudem forderte Öztürkyilmaz eine Aufstockung der Sozialarbeiter-Stellen in den Einrichtungen. Gespräche mit Geflüchteten hätten ergeben, dass diese erst spät nach ihrer Ankunft untersucht werden. So könne der Bedarf an medizinischer und psychologischer Hilfe nur unzureichend ermittelt und etwa auf Traumata kaum reagiert werden. «Um diejenigen zu erkennen, die besondere Unterstützung brauchen, ist Fachpersonal nötig. Sonst gehen besonders schutzbedürftige Asylsuchende, von denen aktuell viele kommen, einfach unter», betonte Öztürkyilmaz.

Kirche-Oldenburg
Flüchtlingsrat: Land setzt Schutzkonzept in Unterkünften nicht um