Hannover/Göttingen (epd). Die Zerstörung von Kulturgütern in Bürgerkriegsländern wie Irak und Syrien bedeutet nach Ansicht der Göttinger Orientforscherin Annette Zgoll einen unermesslichen Verlust für die gesamte Weltgemeinschaft. So gingen etwa in der als Wiege der Menschheit bezeichneten Region zwischen Euphrat und Tigris Quellen verloren, «die die Brücke darstellen für die Kulturen in Ost und West», sagte die Professorin der in Hannover erscheinenden «Neuen Presse» (Mittwochausgabe). Zgoll ist Direktorin des Seminars für Altorientalistik der Universität Göttingen.
Dies sei besonders traurig, «weil wir gerade in Zeiten wie diesen gemeinsame Zeichen der Verbindung zwischen Ost und West so dringlich brauchen.» Dabei sei das Ausmaß der durch Extremisten und Kriegshandlungen in den vergangenen Jahren angerichteten Zerstörungen noch gar nicht bekannt, sagte Zgoll. «Da können unzählige Tontafeln zerstört worden sein, die wir noch gar nicht kannten». Auch bislang unbekannte Texte könnten betroffen sein.
Auch finanziell ließen sich die Schäden überhaupt nicht beziffern, betonte Zgoll: «Denn die Dinge, von denen wir wissen, dass sie zerstört wurden, sind unbezahlbar». Darunter seien jahrtausendealte Schätze des Weltkulturerbes, «die absolut unersetzlich sind». So seien in den vergangenen Wochen etwa einzigartige assyrische Statuen grauenvoll zerschlagen worden.
Die Wissenschaftlerin sprach sich zugleich für die Einrichtung von Schutzzonen aus, um noch nicht zerstörte Kulturgüter zu retten: «Das wäre der einzige Weg, mit dem man die Dinge bewahren könnte.»
Source: Kirche-Oldenburg