Osnabrück/Hamburg (epd). Der Afghanische Frauenverein ruft angesichts der vielen Binnenvertriebenen in Afghanistan, die vor den Taliban-Milizen Schutz suchen, dringend zu Spenden auf. Allein am Mittwoch hätten 20.000 Geflüchtete aus den umkämpften Gebieten Kundus, Baglan, Tachar und Badachschan die Hauptstadt Kabul erreicht, teilte der in Osnabrück gegründete und seit kurzem in Hamburg ansässige Verein am Donnerstag mit. Seit dem Abzug der internationalen Truppen Anfang Mai seien 250.000 Menschen auf der Suche nach Sicherheit. Es fehle an allem: Trinkwasser, Nahrung, Unterkunft, Hygienemöglichkeiten und medizinischer Versorgung.

Gemeinsam mit der Partnerorganisation Union Aid stelle der Verein derzeit mobile Kliniken und Ärzteteams zur medizinischen Erstversorgung von Erkrankten und völlig entkräfteten Frauen und Kinder zusammen, sagte die Vorsitzende Nadia Nashir Karim. Zudem werde die erste Verteilungen von Überlebenspaketen vorbereitet. «Doch der Bedarf übersteigt bei Weitem die aktuell zur Verfügung stehenden Mittel.» Jede Spende werde dringend benötigt: «Unser Dank gilt allen, die Afghanistan nach dem Truppenabzug jetzt nicht vergessen und im Stich lassen.»

Helferteams meldeten, dass viele der Geflüchteten unter Brechdurchfall litten. Viele Frauen seien schwanger. Die Kinder hätten Fieber und Atemwegsprobleme. Ein Arzt, der aus Angst vor Verfolgung durch die Taliban seinen Namen nicht veröffentlichen möchte, habe berichtet: «Es ist sehr heiß und nirgends gibt es sauberes Wasser. Die Versorgungslage und die hygienische Situation der Schutzsuchenden ist fatal. Wir sehen Kleinkinder unter den Geflüchteten sterben, weil sie dehydriert und unterernährt sind.»

Der Afghanische Frauenverein setzt sich nach eigenen Angaben seit 1992 mithilfe von Spenden für Wiederaufbau und Frieden in Afghanistan ein. Er unterhält Mädchenschulen, Basisgesundheitsstationen, baut Brunnen, leistet Nothilfe für Binnenvertriebene und fördert Mädchen und Frauen in extremer Not.
 

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Frauenverein ruft zu Spenden für Flüchtlinge in Afghanistan auf