Moringen/Kr. Northeim (epd). Die KZ-Gedenkstätte Moringen erinnert am 11. April mit einer öffentlichen Gedenkveranstaltung an die Befreiung des einzigen Jugend-Konzentrationslagers vor 70 Jahren. Zu der Feier kommen auch drei ehemalige Moringer Häftlinge mit ihren Familien, teilte der Leiter der Gedenkstätte, Dietmar Sedlaczek, am Dienstag mit.

Nach einer Kranzniederlegung auf dem Gräberfeld der im KZ zu Tode gekommenen Jugendlichen lesen Schüler autobiografische Texte früherer Moringer Gefangener. Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) sowie die Botschafter Sloweniens und Österreichs wollen Ansprachen halten – aus diesen beiden Ländern waren viele Jugendliche in Moringen interniert.

In der Kleinstadt bei Göttingen hatten die Nationalsozialisten 1940 das von ihnen sogenannte «Jugendschutzlager» für männliche Jugendliche errichtet. Die mehr als 1.000 Gefangenen im Alter von 13 bis 22 Jahren waren Willkür, Hunger und drakonischen «Erziehungsmethoden» ausgesetzt.

Viele von ihnen starben, wurden zwangssterilisiert oder in andere Konzentrationslager deportiert. Unter Leitung des NS-Arztes Robert Ritter versuchten sogenannte Kriminalbiologen, ihre These, dass Kriminalität und «Asozialität» erblich bedingt seien, mit Untersuchungen an den Moringer Häftlingen zu belegen.

Am 6. April 1945 wurden Hunderte Moringer Häftlinge von der SS auf einen Evakuierungsmarsch in Richtung Harz getrieben. Als die Bewacher vier Tage später flüchteten, konnten sich die in einer Scheune eingeschlossenen Jugendlichen selbst befreien. Die in Moringen verbliebenen Häftlinge wurden am 9. April befreit, als US-amerikanische Soldaten die Stadt erreichten.
epd
Source: Kirche-Oldenburg