Der Autor Wolfgang Korn aus Hannover hat am Dienstagnachmittag, 19. Mai, in zwei Lesungen im Alten Kurhaus in Bad Zwischenahn anhand einer einfachen Fleeceweste vor zahlreichen jungen Zuhörern ab zwölf Jahren deutlich gemacht, wie sehr unsere Welt heute vernetzt ist – und wer am Ende die Zeche zahlt.

Die Reise beginnt in Deutschland und Dubai, woher das Rohmaterial für die Produktion des Fleecestoffes kommt: Erdöl und alte PET-Flaschen. Dann gewährt der Autor ernüchternde Einblicke in den Alltag in einer Textilfabrik in Bangladesch. Hier erleben die jungen Zuhörenden, wie die kaum ältere Näherin der Weste mit ihren Kolleginnen unter schlimmen Bedingungen Fleecewesten für Deutschland herstellen muss.

Mit einem riesigen Containerschiff wird dann die Weste mit vielen anderen Waren aus Asien nach Westen transportiert. In Deutschland findet sich die Weste schließlich in einem Discounter wieder und wird dort für weniger als zehn Euro verkauft – und findet im Autoren ihren zukünftigen Besitzer.

Ein Rotweinfleck besiegelt nach knapp zwei Jahren das Schicksal der Weste. Sie wird aussortiert und landet in einem Altkleidercontainer am Straßenrand. An dieser Stelle erfahren die Zuhörer von den Geschäften, die sich damit verbinden.

So landet die Weste – wie Geflügelfleisch und Altautos – schließlich in Westafrika. Wie das günstige Geflügelfleisch Auswirkungen auf die dortige Landwirtschaft hat, wirken sich die Altkleider auf die Textilindustrie aus. Am Ende kommt die Weste aber zurück nach Deutschland: Ein junger Mann aus dem Senegal hatte die Weste vor seiner Flucht über das Meer auf die Kanarischen Inseln gekauft.

Nachrichtenbilder von einer dramatischen Rettung von Bootsflüchtlingen hatten den Autor Wolfgang Korn ursprünglich auf die Idee gebracht, jungen Menschen das komplexe Thema „Globalisierung“ mithilfe der lebendigen Geschichte eines Allerweltsgegenstandes wie der Fleeceweste nahezubringen: Denn da meinte er am Körper eines der Geretteten seine Weste wieder entdeckt zu haben.

Die Lesung wurden von der Ev.-luth. Kirchengemeinde Zwischenahn und dem Ev. Bildungswerk Ammerland in Kooperation mit der „bibliothek am meer“ im Rahmen des Jahresprogramms „Nachhaltig wirtschaftlich wirtschaften“ realisiert.

Die nächsten Veranstaltungen in diesem Rahmen finden am 8. Juni und am 21. Juli statt:

Am 8. Juni wird Dr. Geiko Müller-Fahrenholz, ehem. Exekutivsekretär beim Ökumenischen Rat der Kirchen, ab 20:00 Uhr im Haus Feldhus (Am Brink 6 in 26160 Bad Zwischenahn) einen theologischen Vortrag „Über die Unabwendbarkeit des radikalen Umdenkens in Richtung nachhaltigen und ökologischen Wirtschaftens“ halten.

Und am 21. Juli wird im und in Kooperation mit dem Park der Gärten „Kino im Park“ angeboten: Die Ev.-luth. Kirchengemeinde Zwischenahn präsentiert in Kooperation mit dem Ev. Bildungswerk Ammerland und dem Park der Gärten den Oldenburger Film: „EXIT – wo ist denn hier der Notausgang“ gezeigt, der auf humorvolle Weise zeigt, welche Herausforderung eine Hausgemeinschaft zu bestehen hat, die anfangen will, nachhaltig zu wirtschaften. Karten gibt es im Park der Gärten und im Kirchenbüro.

Ein Beitrag von Pastor Stephan Bohlen, Bad Zwischenahn.

Source: Kirche-Oldenburg