Emden (epd). Der reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat am Sonntag in Emden die Ausstellung «Der Wandel des Weltbildes» eröffnet. Die Schau in der Emder Johannes-a-Lasco-Bibliothek lasse die Veränderungen sichtbar werden, die ausgehend von der Astronomie seit Mitte des 16. Jahrhunderts die Vorstellungen vom Aufbau des Universums tiefgreifend verändern, wie die Bibliothek mitteilte. Heimbucher sagte, Forschergeist und Erkenntniswille seien bestimmend gewesen für den Weg vom geozentrischen hin zum heliozentrischen Weltbild. Die Ausstellung ist bis zum 6. Oktober zu sehen.

Die Kirche habe als Wegbegleiter des Wandels eine eher unrühmliche Rolle gespielt. Frühe Ansätze zum Dialog zwischen göttlich-schöpferischem Geist und menschlich-wissenschaftlichem Geist seien verdrängt worden von «einem Totalanspruch des kirchlichen Dogmatismus», erläuterte der Kirchenpräsident. Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Perspektiven auf die Wirklichkeit seien historisch gesehen im Ganzen verdrängt worden. Alle Erkenntnis, auch die naturwissenschaftliche, habe sich eine sehr lange Zeit zunächst einer maßgeblichen Auslegung der Bibel durch das kirchliche Lehramt zu beugen gehabt.

Schließlich hätten sich die neuen Erkenntnisse jedoch durchgesetzt. Daraus ließen sich Lehren ziehen, betonte Heimbucher: «Die Erstarrung, das blinde Beharren auf der Tradition offenbart nicht die Stärke, sondern die Schwäche einer Weltanschauung.» Auch in der Gegenwart wandele sich das Weltbild in vielerlei Hinsicht. «In Politik und Geschichte erkennen wir, dass eine auf Europa zentrierte oder gar national beschränkte Sicht der Welt die Fragen des Lebens nicht angemessen beantworten kann.»

Die Frage der Dialogfähigkeit sei zur Überlebensfrage der Menschheit geworden, sagte der Kirchenpräsident. Ein Kampf der Kulturen oder Religionen könne am Ende nur Verlierer haben: «Mit Beklemmung nehmen wir auch wahr, wie aus Machtbesessenheit selbst wissenschaftliche Erkenntnisse etwa über die menschlichen Ursachen des Klimawandels verächtlich in den Wind geschlagen werden.»

Aus diesem Grund müssten sich Glaube und Religion heute neu verbünden. Die Erkenntnisse der Wissenschaft seien Allgemeingut und dürften nicht abgeschottet werden, sagte Heimbucher. Der Glaube überwinde Grenzen von Sprache und Kultur, dafür stehe auch das Pfingstereignis. Die Johannes-a-Lasco-Bibliothek sei ein idealer Ort für die Ausstellung. Sie bewahre viele «Zeugnisse von der Lebendigkeit des Geistes nicht nur in der Theologie sondern auch in den Kultur- und Naturwissenschaften».

Source: Kirche-Oldenburg