Osnabrück (epd). Das Kinderhilfswerk terre des hommes kritisiert die Entscheidung der Bundesregierung, 50 Flüchtlingskinder aus dem Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos aufzunehmen als nicht ausreichend. Es handele sich um eine reine Alibi-Handlung, sagte Vorstandssprecherin Birte Kötter am Mittwoch in Osnabrück. Das Hilfswerk habe angesichts der katastrophalen Verhältnisse im Lager Moria die Bundesregierung bereits vor fünf Wochen aufgefordert, EU-weit voranzugehen und 5.000 Flüchtlingskinder nach Deutschland zu holen.

Zahlreiche Städte und Kommunen hätten sich zu diesem Zeitpunkt längst bereiterklärt, Flüchtlingskinder aufzunehmen. Anstatt aktiv zu werden, habe das Innenministerium jedoch abgewartet und dann die Zahl von 1.600 Kindern ins Spiel gebracht, die aus Griechenland in verschiedene EU-Länder verteilt werden sollten. Der Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland habe diese Pläne jedoch vereitelt, so dass nunmehr lediglich 50 Kinder nach Deutschland kommen. «Anstatt die Kinder Anfang März umgehend aus den Lagern zu holen, wartete die Bundesregierung ab und verlor wertvolle Zeit», bemängelte Kötter.

Mittlerweile besteht laut Kötter zusätzlich die Gefahr des Ausbruchs der Corona-Epidemie in den Flüchtlingslagern. Die Zustände in den überfüllten Lagern seien so unerträglich, dass sie geschlossen und die Flüchtlinge umverteilt werden müssten. «In Moria leben rund 20.000 Menschen, davon rund die Hälfte Kinder. Fast alle leiden unter Durchfall, Atemwegerkrankungen, Mangelernährung und schweren Traumata. Sie brauchen dringend Betreuung und Hilfe», betonte die Vorstandssprecherin. Sie bekräftigte die Forderung des Hilfswerks an die Regierung, 5.000 Kinder aufzunehmen.

Source: Kirche-Oldenburg