Hannover (epd). Angesichts zunehmender rechtsextremer Hetze gegen Journalistinnen und Journalisten haben mehrere Hundert Medienschaffende einen Aufruf zum Schutz der Pressefreiheit unterschrieben. Anlass für den am Freitag unter anderem vom Deutschen Journalistenverband (DJV) verbreiteten Appell ist eine von der NPD für den 23. November angekündigte Demonstration in Hannover gegen Journalisten und ihre kritische Berichterstattung.

«Rechtsextreme hassen Menschen, die über ihre Veranstaltungen, Vereine, Parteien und Straftaten berichten», heißt es in dem Aufruf. Die betroffenen und von der NPD namentlich genannten Kollegen Julian Feldmann, David Janzen und André Aden arbeiteten seit mehr als zehn Jahren als freie Journalisten und seien, wie so viele, «ins Fadenkreuz der braunen Szene» geraten.

«Der Hass auf die Kollegen geht so weit, dass sie regelmäßig Morddrohungen erhalten», heißt es in dem auch von Chefredakteuren großer Zeitungen unterzeichneten Aufruf. Ein führender Neonazi habe auf mehreren Veranstaltungen über Julian Feldmann gesprochen und dabei einen Revolver erwähnt, der schon bereit liege.

Feldmann arbeitet unter anderem für das NDR-Fernsehmagazin «Panorama». Bekannt wurde er durch ein Interview, das er im November 2018 mit dem ehemaligen SS-Mann Karl Münter aus Nordstemmen bei Hildesheim führte. Münter, der inzwischen gestorben ist, hatte in dem Gespräch den Holocaust relativiert und die Opfer eines SS-Massakers in Frankreich verhöhnt. Janzen, der auch Sprecher des Braunschweiger «Bündnisses gegen Rechts» ist, hatte in jüngster Zeit ebenfalls Morddrohungen erhalten

Angriffe auf Journalisten und Eingriffe in deren Privatleben sind dem Appell zufolge mittlerweile keine Seltenheit mehr. Bei Veranstaltungen der rechten Szene würden Journalisten regelmäßig Opfer rechter Gewalt: «Die NPD-Demonstration in Hannover ist der nächste Schritt, um Kollegen das Leben zur Hölle zu machen.» Die Unterzeichner riefen dazu auf, sich an den Protesten gegen die «pressefeindliche Demonstration» zu beteiligen.

Die Grünen im niedersächsischen Landtag forderten am Freitag ein Verbot der NPD-Demonstration. «Es ist unbegreiflich, warum die NPD und andere Nazis Journalisten mit dem Tode bedrohen und dann als Krönung eine Demonstration gegen die Bedrohten und die Pressefreiheit in Hannover machen dürfen», sagte die Abgeordnete Julia Willie Hamburg. Eine solche gezielte Bedrohung und Einschüchterung dürfe der Staat nicht dulden. «Hier muss die Polizei ebenso wie Staatsanwaltschaft umgehend tätig werden.»

Source: Kirche-Oldenburg