Braunschweig/Berlin (epd). Das Armutsrisiko im Alter hat deutlich zugenommen. Die sogenannte Armutsgefährdungsquote ist bei den Über-65-Jährigen von 2018 auf 2021 von 14,7 Prozent auf 17,4 Prozent gestiegen, wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes auf Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegen. Demnach ist etwa jeder sechste Über-65-Jährige in Deutschland von Armut bedroht. Zuerst hatten die Funke-Zeitungen (Sonntag) darüber berichtet.
Den Zahlen des Bundesamtes zufolge sind vor allem ältere Frauen deutlich häufiger betroffen als noch vor vier Jahren. Im Jahr 2021 lag die Armutsgefährdungsquote bei Frauen über 65 Jahren bei 19,3 Prozent. Drei Jahre zuvor lag sie noch bei 16,4 Prozent. Bei den über 65-jährigen Männern stieg die Armutsgefährdungsquote im selben Zeitraum von 12,7 auf 15,1 Prozent an.
Für alle Altersklassen zusammen ist die Armutsgefährdungsquote dagegen deutlich moderater angestiegen: von 15,5 Prozent im Jahr 2018 auf 16,6 Prozent im Jahr 2021. Als armutsgefährdet gelten in der EU Menschen, die über weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verfügen.
Linksfraktionsvorsitzender Dietmar Bartsch forderte schnelle Hilfen seitens der Bundesregierung. Im Winter drohe eine Altersarmutslawine über Deutschland zu rollen, erklärte er. «Die Grundrente reicht nicht, sie sollte zu einer armutsfesten, solidarischen Mindestrente von 1.200 Euro wie etwa in den Niederlanden ausgebaut werden.» Zudem brauche es höhere und präzise Direktzahlungen und Preisdeckel für Strom und Gas.
Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, forderte einen Freibetrag in der Grundsicherung in Höhe von 224,50 Euro auf Einkommen aus der gesetzlichen Rentenversicherung. «Auch Erwerbsminderungsrentnerinnen und -rentner sind häufig von Armut betroffen. Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zur Regelaltersgrenze arbeiten kann, darf nicht mit hohen Abschlägen auf die Rente bestraft werden», sagte Bentele den Funke-Zeitungen.
Kirche-Oldenburg
Immer mehr ältere Menschen armutsgefährdet – Frauen besonders betroffen