Buxtehude/Kr. Stade (epd). Mit einem bundesweiten Online-Angebot will das Institut für berufliche Bildung (IBB) Flüchtlingen ermöglichen, deutlich schneller als bisher Integrationskurse zu beginnen. Sprachschüler aus ganz Deutschland könnten sich erstmals online zum Unterricht treffen, sagte Silke Hoklas, zuständig für die Entwicklung von Sprachkursangeboten beim IBB mit Sitz in Buxtehude bei Stade. "Im ländlichen Raum müssen Flüchtlinge teilweise mit horrenden Wartezeiten von bis zu 18 Monaten rechnen", betonte die Expertin.

Es sei sehr schwer, in ländlichen Gebieten eine ausreichend große Gruppe auf demselben Sprachniveau sowie eine zertifizierte Lehrkraft für einen Kurs zu finden, fügte Hoklas hinzu. Das Modellprojekt des IBB läuft seit Ende Oktober. Dabei können die Teilnehmer den Sprach- und Orientierungskurs des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in einem virtuellen Klassenzimmer absolvieren.

Die Sprachschüler fahren für den Kurs zu einem IBB-Standort, wo ihnen ein eigener Computer zur Verfügung steht. "Jeder Teilnehmer, der sich im virtuellen Klassenzimmer einloggt, erscheint auf dem Bildschirm mit einem Passbild", sagte Hoklas. Das vermittle das Gefühl, die Klasse vor sich zu haben. Während des Kurses könnten sich die Teilnehmer auch austauschen oder in Gruppen arbeiten.

Es handele sich aber nicht um ein Selbstlernprogramm. "Während der gesamten Unterrichtszeit ist ein Dozent live mit im virtuellen Klassenraum", sagte die Expertin. So seien auch Nachfragen möglich. Am IBB-Standort sei zusätzlich immer ein Mitarbeiter anwesend, der zum Beispiel bei technischen Problemen helfe.

Dadurch, dass Sprachschüler aus ganz Deutschland teilnehmen könnten, "schöpfen wir aus einem größeren Pool an Teilnehmern und können homogenere Lerngruppen bilden", erläuterte Hoklas. Außerdem müssten die Teilnehmer keine langen Fahrten auf sich nehmen, weil es insgesamt etwa 120 Standorte gebe – auch an Orten, an denen ein Kurs aufgrund der Teilnehmerzahl sonst nicht möglich wäre.

Der Online-Kurs habe auch den Vorteil, dass man gezwungen sei, weder Arme noch Hände begleitend zum Reden einzusetzen. "Man muss sich dadurch stärker auf das gesprochene Wort konzentrieren", sagte Hoklas. Letztendlich seien die Kurse aber nur eine Ergänzung zu den regulären Integrationskursen vor Ort: "Es gibt auch Leute, die sagen, sie brauchen einen echten Klassenraum."

Nach Angaben der Bundesregierung haben in diesem Jahr bis September rund 143.000 Asylsuchende eine Bewilligung bekommen, aber nur rund 54.300 konnten einen Kurs beginnen.
  
Source: Kirche-Oldenburg