An der MHH in Hannover wurden bei der Begutachtung zwei Leichen vertauscht. So kam es, dass ein Moslem eingeäschert wurde. Das widerspricht den islamischen Glaubensvorschriften. Islamverbände fordern nun eine umfassende Aufklärung des Vorfalls.

Hannover (epd). Nach der Verwechselung von zwei Leichen in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der damit verbundenen Einäscherung eines Moslems haben Islamverbände Entsetzen über den Vorfall zum Ausdruck gebracht und Aufklärung gefordert. «Der Vorsitzende Recep Bilgen fordert die Verantwortlichen der MHH auf, den Fehler lückenlos sachlich aufzuarbeiten und sich aufrichtig bei den beiden beteiligten Familien zu entschuldigen», teilte der niedersächsische Landesverband des Rates der islamischen Gemeinschaften Schura am Freitag mit.

Auch der Islamverband Ditib zeigte sich bestürzt. «Nicht auszudenken, welches Leid dies für die Familien bedeutet, die einerseits den Tod eines geliebten Menschen verkraften müssen und andererseits die Aufklärung dieses schockierenden Umstandes nur durch Zufall erfahren haben», sagte Emine Oguz vom Ditib-Landesverband Niedersachsen Bremen.

Es sei nicht zumutbar, dass die MHH die betroffenen Familien nicht persönlich aufgeklärt und begleitet habe, betonte Oguz. «Wichtig ist nun, dass alle verantwortlichen Stellen gemeinsam für Aufklärung sorgen, damit dieser unverzeihliche ‘Fehler’ nicht noch einmal vorkommt». Ein alleiniges Bedauern sei nicht ausreichend. Die Familie des irrtümlich kremierten Moslems müsse damit leben, ihn nicht nach den muslimischen Glaubensvorschriften bestattet zu haben. «Dieser Fehler bleibt für die Familie leider für immer unverzeihlich», sagte Oguz.

Den Angaben der Zeitung zufolge waren ein 81-Jähriger am 5. Dezember und ein 71-jähriger Moslem am 14. Dezember verstorben. Beide Leichen seien in der MHH begutachtet worden. Der 81-Jährige sollte wunschgemäß verbrannt werden, doch stattdessen habe das Klinikum den Körper des Moslems ins Krematorium geschickt. Folglich sei dieser verbrannt und in einer Urne beigesetzt worden. Der Fehler sei dem Sohn des 71-Jährigen während der Vorbereitung der muslimischen Beisetzung bei der rituellen Waschung aufgefallen. Er habe bemerkte, dass die auf dem Waschtisch liegende Leiche nicht sein Vater sei.

«Das leichtsinnige und verantwortungslose Handeln der MHH hat nun dazu geführt, dass Familien empört und aufgebracht sind. Zudem haben sie von falschen Personen Abschied genommen», sagte der Schura-Vorsitzende Bilgen. «Das darf nicht passieren. Dem Leid der Hinterbliebenen ist nun ein weiteres hinzugekommen.» Für die MHH sagte am Freitag Sprecher Stefan Zorn dem Evangelischen Pressedienst (epd), das Klinikum bedaure die Verwechslung zutiefst. «Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen.»

 

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Islamverbände zu irrtümlicher Einäscherung: Vorfall ist unverzeihlich