Salzgitter (epd). Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus hat die frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, dazu aufgerufen, auch an die Entstehung dieser Zeit zu erinnern. «Denn die uns immer wieder herausfordernde Frage ist, wie ein solcher Rückfall eines Kulturvolkes in die Barbarei möglich war», sagte die Vorsitzende der Restitutionskommission der Bundesregierung am Sonnabend in Salzgitter-Drütte. Auf dem Werksgelände der Stahlwerke gedachten Mitarbeitende und Politiker den Häftlingen der ehemaligen Konzentrationslager der Region.

Orte wie die Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte sorgten dafür, dass das Bewusstsein einer Gefährdung der Zivilisation wachgehalten werde, sagte die Rechtswissenschaftlerin laut Redemanuskript. «Der Massenmord in den Lagern, die Shoa, ist ein furchtbares Beispiel für das, was Menschen an Unmenschlichkeit möglich war.» Die Kenntnis über die Geschehnisse in den Lagern seien den autobiografischen Berichten der Überlebenden zu verdanken.

In der Gedenkstätte wurde zudem die Ausstellung «Überdauert!
Effekten – Objekte – Erinnerung» eröffnet. Sie zeige persönliche Gegenstände von Häftlingen, die sogenannte Effekten, hieß es. Die Schmuckstücke, Fotos oder Brieftaschen stammten aus dem Archiv des «International Tracing Service» in Bad Arolsen und konnten Häftlingen aus Salzgitter zugeordnet werden. Das Schicksal der ursprünglichen Besitzer sei oft unbekannt.

In Salzgitter-Drütte befand sich ein Außenlager des KZ Neuengamme.
Mehr als 3.000 Häftlinge unter anderem aus Frankreich, Holland, Polen und der Sowjetunion lebten unter einer Hochstraße auf dem Werksgelände. Sie mussten in den Rüstungsbetrieben Granaten und Bomben produzieren. 1944 wurden weitere Konzentrationslager in Watenstedt und Salzgitter-Bad eingerichtet.

Erst in den 1980er Jahren wurde die Geschichte Salzgitters wieder aufgearbeitet. Ein Arbeitskreis errichtete gemeinsam mit dem Betriebsrat der Stahlwerke 1994 eine Gedenkstätte. Dort können Besucher anhand von Sachtexten, Fotos, Dokumenten und Aussagen ehemaliger Häftlinge der Geschichte begegnen.
Source: Kirche-Oldenburg