Hannover (epd). Der IT-Sicherheitsexperte Maik Morgenstern sieht auch in Deutschland eine reale Gefahr für Cyberangriffe. Medien, Sendeanstalten und Behörden sollten sich nicht «in falscher Sicherheit wiegen», warnte der Hauptgeschäftsführer der IT-Sicherheitsfirma AV-Test in einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (Freitagsausgabe).

Einen vollständigen Schutz vor Hacker-Angriffen wie dem auf den französischen Sender TV5 Monde gebe es nicht, betonte Morgenstern: «In komplexen Netzen kann man nicht alles schützen.» Auch der Mensch sei immer eine Schwachstelle: «Die ARD hat zum Beispiel 23.000 Mitarbeiter. Selbst wenn das ARD-Netz komplett abgeschirmt wäre, wäre es zum Beispiel auch möglich, über den USB-Stick eines Mitarbeiters Schadprogramme einzuschleusen.»

Das deutsche Cyber-Abwehrzentrum analysiere ähnlich wie die französischen Kollegen die jeweiligen Angriffe und gebe dann Empfehlungen heraus. Aber eine aktive Abwehr sei schon deshalb nicht möglich, weil die Schadsoftware ständig modifiziert werde.

Hacker könnten einen Angriff praktisch von überall starten, sagte der Experte. Das Wissen dafür könnten sie kaufen: «Im verborgenen Teil des Internets, dem ‘Dark Net’, gibt es einen Riesenmarktplatz für Informationen über Techniken, Schwachstellen, Schutz- und Angriffsmöglichkeiten.»

Mutmaßliche Anhänger der Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) hatten am späten Mittwochabend den französischsprachigen Fernsehsender TV5 Monde gehackt und das Programm über mehrere Stunden blockiert. Auch die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) hatte am Donnerstag vor ähnlichen Attacken auch in Deutschland gewarnt.
Source: Kirche-Oldenburg