Braunschweig/Berlin (epd). Nach dem Hackerangriff auf Hunderte Politiker, Prominente und Journalisten fordert der neue Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD) mehr Aufklärung in Schulen. Datenschutz müsse «sinnvoll in die Lehrpläne eingebunden und selbstverständlicher Bestandteil des Schulunterrichts werden», sagte Kelber den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonnabend). So könne man das Thema in einem Fachbereich ansiedeln, der auch lebensnahe Fragen zu Wirtschaft oder Gesundheit behandelt. Lehrer müssten entsprechend fortgebildet und die Schulen mit geeignetem Lehrmaterial ausgestattet werden.

Kelber appellierte zugleich an Eltern, «Schritt zu halten mit der Digitalisierung». Sie sollten sich mit den digitalen Themen der Kinder beschäftigen und diese zu einem verantwortungsvollen Umgang erziehen.

Politikern empfahl der Diplom-Informatiker, gewissenhafter mit Daten und Dokumenten im Internet umzugehen. «Wenn man eine bestimmte Funktion erreicht hat in einer Partei, dann verfügt man über hoch sensible Kontaktdaten dritter Personen», betonte Kelber. Aus diesem Grund würde er auch nie Messenger-Dienste wie WhatsApp benutzen, «wo man für die volle Funktionalität seinen gesamten Kontaktordner anbieten muss», erklärte der frühere Justizstaatssekretär.

Zudem verwende er nur starke Passwörter, die sich für jeden Dienst unterscheiden, und verschlüssele Daten in Clouds, sagte Kelber weiter. Gegen Hackerangriffe schütze er sich nicht nur technisch: «Ich nutze den gesunden Menschenverstand, bevor ich den Anhang einer Nachricht öffne.»

Im Zusammenhang mit der massenhaften Veröffentlichung privater Daten von rund 1.000 Politikern und Prominenten hat die Polizei einen 20-jährigen Schüler aus Hessen festgenommen. Die Daten wie Telefonnummern, Anschriften, Kreditkartendaten, Bildaufnahmen und persönliche Mitteilungen soll der Beschuldigte im Dezember 2018 unter Nutzung von Twitter-Accounts verbreitet haben. Neben ausgespähten Daten soll der Beschuldigte den Behörden zufolge auch persönliche Daten von Politikern, Journalisten und von Personen des öffentlichen Lebens aus öffentlich zugänglichen Quellen gesammelt haben.
Source: Kirche-Oldenburg