Hannover/Bremen (epd). Die beiden großen Kirchen in Deutschland wollen die steuerlichen Mehreinnahmen aus der Energiepreispauschale für Menschen verwenden, die in besonderem Maß von den Auswirkungen der Energiepreiskrise betroffen sind. In einer am Mittwoch in Hannover veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der Bischöfe und leitenden Geistlichen der evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer in Niedersachsen und Bremen heißt es, die Mehreinnahmen würden in vollem Umfang in entsprechende Projekte der kirchlichen Hilfswerke Diakonie und Caritas fließen.

 

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz erklärten, mit ihrer Empfehlung, die Mehreinnahmen für die besonders von der Krise betroffenen Menschen und nicht für andere kirchliche Zwecke zu verwenden, wollen die evangelische und die katholische Kirche die Mittel unbürokratisch zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger einsetzen.

 

Der Bund will im September wegen der Energiekrise an alle Beschäftigten über die Löhne und Gehälter eine Pauschale von jeweils 300 Euro ausschütten, um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten.

Nach Angaben eines Sprechers Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist dadurch allein aus den Kirchen in Niedersachsen mit zusätzlichen Kirchensteuer-Erträgen im «niedrigen zweistelligen Millionenbetrag» zu rechnen.

 

Zu den in der Erklärung der leitenden Geistlichen angekündigten Maßnahmen der Kirchen in Niedersachsen und Bremen gehört eine Ausweitung der Angebote von Seelsorge und Beratung, von Lebensmittel-Tafeln und Wärmestuben sowie von Lernräumen für Kinder und Jugendliche. «Wir schaffen weiterhin Möglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben für Menschen, gerade auch vor Ort», betonen die Bischöfe. Man werde für die zusätzlichen Maßnahmen nicht nur ökumenisch zusammenarbeiten, sondern auch mit den anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen kooperieren. «Als evangelische und katholische Kirchen sind wir dafür verantwortlich, Menschen unabhängig von ihrer Religion oder Weltanschauung in Notsituationen zu helfen», unterstreichen die leitenden Geistlichen.

 

Mit Blick auf die Gaskrise heißt es in der Erklärung, auch die Kirchen seien in der Pflicht, nachhaltig zu wirtschaften und Energie einzusparen. Dies soll unter anderem durch ein Absenken der Heiztemperatur und Beleuchtungsintensität in Kirchen und kirchlichen Gebäuden geschehen. Zugleich sollen Kirchen aber ausreichend beheizt und für Gottesdienst und Gebet geöffnet bleiben. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister bezeichnete eine dauerhafte Reduzierung von Beleuchtung und Heizwärme als «wirksamste Sofortmaßnahmen». Das Landeskirchenamt erarbeite dazu derzeit eine Handreichung für die Gemeinden und Einrichtungen der Landeskirche.

 

In ihrem Schreiben würdigen die Theologen das vielfältige gesellschaftliche und kirchliche Engagement angesichts der vielen Krisensituationen in den vergangenen Jahren. Insbesondere viele junge Menschen hätten sich kreativ für Geflüchtete, Menschen in Not und den Klimaschutz eingesetzt. «Wir vertrauen darauf, dass jede und jeder Einzelne befähigt ist, in den gegenwärtigen Krisen Solidarität und Nächstenliebe zu üben und auf Veränderungen in dieser Welt hinzuwirken», betonen sie.

 

Die Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung sind neben Meister von evangelischer Seite die lutherischen Bischöfe Thomas Adomeit aus Oldenburg, Christoph Meyns aus Braunschweig und Karl-Hinrich Manzke aus Schaumburg-Lippe sowie der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, Bernd Kuschnerus, und die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin Susanne bei der Wieden aus Leer. Für die katholische Kirche unterzeichneten die Bischöfe Franz-Josef Bode aus Osnabrück und Heiner Wilmer aus Hildesheim sowie Weihbischof Wilfried Theising aus Vechta.

Kirche-Oldenburg
Kirchen wollen Mehreinnahmen aus Steuern für Krisenhilfe einsetzen