Eine knappe Woche nach dem Brand in der evangelischen St.-Bartholomäus-Kirche Brake-Golzwarden gibt es noch keine genauen Erkenntnisse über die Schäden an der Orgel. Das Instrument habe einen Löschwasserschaden erlitten, sagte die Orgelsachverständige der oldenburgischen Kirche, Natalia Gvozdkova, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Ich werde mir in den nächsten Tagen eine genaues Bild von dem Zustand verschaffen“, kündigte die Expertin an. Inwiefern die Orgel durch das Löschwasser geschädigt worden sei, könne er noch nicht einschätzen, sagte Helmut Bahlmann von der örtlichen Arp-Schnitger-Gesellschaft Anfang der Woche dem epd und fügte hinzu: „Wir sind sehr besorgt.“

Als Ursache des Dachstuhlfeuers in der berühmten Taufkirche des barocken Orgelbaumeisters Arp Schnitger (1648-1719) vermutet die Polizei Brandstiftung. Ein Brandsachverständiger habe bei einer Begehung am Montag Indizien gefunden, die auf eine mögliche Brandstiftung schließen ließen, teilte die Polizei mit. Genauere Angaben könnten aus Ermittlungsgründen zurzeit nicht gemacht werden. Im Zusammenhang mit dem Brand sucht die Polizei nach einem etwa zehnjährigen Jungen mit blonden Haaren, grünem T-Shirt und kurzer Hose, der aus der Kirche gekommen sein soll, kurz bevor das Feuer entdeckt wurde. Für Hinweise, die zur Aufklärung des Brandes führen, hat das Versicherungsunternehmen eine Belohnung in Höhe von 3.000 Euro ausgesetzt.

Sachschaden soll bei „mindestens 500.000 Euro“ liegen
Der Schaden sei aufgrund des historischen Wertes der Kirche schwer bezifferbar, so die Polizei. Experten gingen aber von „mindestens 500.000 Euro“ aus.

Am 4. Juli stiegen kurz nach 15 Uhr erste Rauchschwaden aus dem hölzernen Dachstuhl der historischen St.-Bartholomäus-Kirche auf, wenig später schlugen Flammen hoch. Dach und Altarraum wurden erheblich beschädigt.

Die spätromanische Saalkirche aus Backstein wurde im 13. Jahrhundert auf einer Wurt in der Wesermarsch erbaut und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert. Schnitger hatte für seine Taufkirche die ursprüngliche Orgel gebaut, von der nach umfangreichen Umbauarbeiten nur noch der Prospekt erhalten ist. Dahinter stehen moderne Pfeifen. Zudem soll sich in der evangelischen Kirche das erste bekannte Porträtbild des Orgelbauers befinden. Experten wollen vor einigen Jahren sein Konterfei auf einer Bildtafel aus dem Jahr 1700 oder 1701 am Orgelbalkon entdeckt haben.

Anlässlich des 300. Todestages des Orgelbaumeisters in diesem Jahr hatte die Gesellschaft für vergangenen Sonnabend zu einem Festakt in die Kirche eingeladen, den sie absagen musste. Man habe aber nach wie vor „die feste Absicht“, Schnitger mit einem Festakt zu würdigen, möglicherweise im Herbst, ergänzte Bahlmann. Über den genauen Termin und den Ort müsse noch entschieden werden.

Source: Kirche-Oldenburg