Stapelmoor/Kr. Leer (epd). Im ostfriesischen Stapelmoor ist der Kirchenrat der evangelisch-reformierten Gemeinde nach einem Konflikt mit der Ortspastorin geschlossen zurückgetreten. Ein «Notkirchenrat» sei eingesetzt, sagte der Präses des Synodalverbandes Rheiderland, Pastor Ard Nap, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Pastorin hatte sich auf eine andere Pfarrstelle beworben, das hatte Nap zufolge offensichtlich das Fass zum Überlaufen gebracht. «Jetzt kommt es erstmal darauf an, Ruhe in die Gemeinde zu bringen.»
Der Konflikt in der 1.700-Seelen-Gemeinde greift aber tiefer und schwelt wohl schon seit Monaten. Pastorin Barbara Wündisch-Konz spricht von «sehr autokratischen Strukturen des Kirchenrates» und von einem Generationenkonflikt. Gerade jüngere Gemeindemitglieder beschwerten sich über fehlende Mitsprachemöglichkeiten. Die Kommunikation mit dem Kirchenrat sei «wirklich gestört» gewesen. «Beteiligung ist eigentlich die Stärke der reformierten Kirche. Doch Teilhabe gibt es hier wegen des konservativen Kirchenrates und patriarchaler Strukturen kaum.»
Wündisch-Konz erinnerte an eine Geschichte vor ihrer Amtszeit, die für sie symptomatisch ist: Eine gespendete Geschirrspülmaschine habe nicht eingesetzt werden dürfen, weil Mitglieder des Kirchenrates anmahnten, dann gehe die Kommunikation der Frauen beim Abwasch in der Küche verloren. «Darüber ärgern sich Frauen in der Gemeinde noch heute.» Nun habe sie sich in die Krummhörn bei Emden beworben, «weil ich freier arbeiten will». Auch den Rücktritt des Kirchenrates findet sie richtig: «Ich bin für eine Erneuerung der Gemeinde.»
Die Mitglieder des Kirchenrates wiesen die Vorwürfe der Pastorin in einer zum Rücktritt des Gremiums verfassten Stellungnahme «ausdrücklich und entschieden» zurück. In der Gemeinde gebe es genügend Beispiele, in denen durch Barbara Wündisch-Konz vorgeschlagene Veränderungen durch den Kirchenrat beschlossen worden seien. Dazu gehörten die Kinderkirche, Gottesdienste Konfis für Konfis und eigene Konfirmandenfreizeiten. Der Rat kritisierte aus seiner Sicht eine «Hetzjagd» in den sozialen Medien, die die Mitglieder des Gremiums an die psychische Belastungsgrenze bringe.
Der Sprecher der Evangelisch-reformierten Kirche, Ulf Preuß, sagte dem epd, für Konflikte wie in Stapelmoor gebe es kirchenrechtliche Regelungen, um Perspektiven zu eröffnen. Präses Ard Nap verdeutlichte, nun würden Gespräche geführt, um Menschen für einen neuen Kirchenrat zu gewinnen. In der Übergangszeit habe das Leitungsgremium des Synodalverbandes Rheiderland die Aufgaben des Notkirchenrates übernommen.
Kirche-Oldenburg
Kirchenrat tritt nach Konflikt mit Pastorin geschlossen zurück – Theologin sieht Streit um Teilhabe und Generationenkonflikt