Nicht nur dem Staat fehlen durch die wirtschaftliche Krise im Zuge der Corona-Pandemie Steuereinnahmen. Auch den Kirchen in Niedersachsen und Bremen werden Millionenbeträge im Haushalt fehlen. Der Grund sind etwa Steuerverluste durch Kurzarbeit.

Bremen/Hannover (epd). Die evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen und Bremen rechnen im Zuge der Corona-Krise für das Jahr 2020 mit Einnahmeverlusten bei der Kirchensteuer von mindestens zehn Prozent. Das zeigt eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Bei den katholischen Bistümern waren die Angaben vorsichtiger.

Schätzungen gab es weder aus dem Bistum Hildesheim noch aus dem Bistum Osnabrück. Allerdings werde auch dort mit «einem deutlichen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen» gerechnet, teilten die Sprecher mit.

Der größten evangelischen Landeskirche in Hannover könnten allein im Jahr 2020 am Ende bis zu 90 Millionen Euro in der Kasse fehlen. Das entspricht rund 15 Prozent des Kirchensteueraufkommens von 2019. Deshalb sei eine zehnprozentige Kürzung der Haushaltsmittel auf der Ebene der Landeskirche für das Jahr 2020 beschlossen worden, erläuterte Sprecher Benjamin Simon-Hinkelmann. Der Beschluss gilt nur für zentrale, überregionale Einrichtungen. Die Kürzungen gelten nicht für Kirchengemeinden und Kirchenkreise.

Für die Bremische Evangelische Kirche sagte Sprecherin Sabine Hatscher trotz erwarteter Einnahmeausfälle: «Wir haben derzeit keine Haushaltssperre und es steht auch keine bevor.» Die Synode der bremischen Kirche, der Kirchentag, hatte im November des vergangenen Jahres einen Rekordhaushalt von 122,9 Millionen Euro verabschiedet. Der Etat wies ein Defizit von 3,8 Millionen Euro aus und soll mit einem Griff in die Rücklagen ausgeglichen werden, der nun vermutlich höher ausfallen muss. Das Finanzpolster der bremischen Kirche betrug Ende vergangenen Jahres rund 70 Millionen Euro.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg rechnet mit rund fünf Millionen Euro weniger Einnahmen, sagte Kirchensprecher Dirk-Michael Grötzsch. Es werde bereits ein Nachtragshaushaltsplan erstellt. Dazu würden die aktuellen Kostenstrukturen geprüft und überlegt, welche Ausgaben notwendig seien und was zeitlich verschoben werden könne. Um den Haushalt auszugleichen werde dennoch ein Griff in die Rücklagen nötig. Über den Nachtragsetat müsse die Synode im Herbst entscheiden.

Die Evangelisch-reformierte Kirche plant aktuell mit einem Einnahmeminus zwischen zehn und 20 Prozent. Die Finanzabteilung gehe jedoch davon aus, dass die zu erwartenden Verluste aufgefangen werden können, indem weniger Geld als geplant in die Rücklagen eingezahlt werde, sagte Kirchensprecher Ulf Preuß. Bis zum Herbst werde ein Nachtragshaushalt vorbereitet, der Mehrausgaben vorsieht. So sollen unter anderem kirchliche Gästehäuser unterstützt und für abgesagte Freizeiten sollen Stornierungsgebühren übernommen werden.

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig erwartet einem Minus von bis zu zehn Millionen Euro, sagte Kirchensprecher Michael Strauß. Die Verluste könnten durch eine Steuerschwankungsrücklage kompensiert werden. Daher seien keine strukturellen Kürzungen in diesem Jahr geplant. Auf eine «Schwankungsrücklage» will auch die Landeskirche Schaumburg-Lippe zurückgreifen. Dort wird voraussichtlich eine Million Euro am Ende des Jahres in der Kasse fehlen, das entspricht zehn Prozent der Einnahmen. Auf eine Haushaltssperre will die Landeskirche verzichten – sie setzt stattdessen auf Einspareffekte durch ausfallende Veranstaltungen.

Grund für den Rückgang der Kirchensteuer, die an die Lohn- und Einkommenssteuer gekoppelt ist, ist vor allem die Kurzarbeit im Zuge der Corona-Pandemie. Denn auf das Kurzarbeitergeld wird keine Kirchensteuer erhoben.

Source: Kirche-Oldenburg