Freitag, kurz vor 12 Uhr, lautes Glockenläuten kündigt die Andacht im Kirchenzelt auf dem Messegelände in Wüsting an. Noch bevor die Glocke verstummt, sind alle Bänke besetzt. „Das habe ich so an einem ersten Freitag noch nicht erlebt“, freut sich der Wüstinger Pastor Udo Dreyer über das Interesse.
Pastor Ingmar Hammann aus der Kirchengemeinde Warfleth hält die Andacht auf Plattdeutsch. Die Kirchenlieder, die Gebete und auch die Predigt sind in der Sprache, die viele Landwirte im Alltag sprechen und hören. Auf den Bänken wird zusammengerückt, etliche Besuchende stehen im Zelt und vor dem Eingang bleiben Menschen stehen, um der Predigt zu lauschen.
Pastor Hammann spricht davon, wie es wäre, wenn sich die Menschen einen Tag oder nur einige Stunden lang zu den Zehn Geboten bekennen und danach leben würden. Das Leben wäre ohne Angst und ohne Krieg. Er führt viele weitere Beispiele an. Doch seien die Zehn Gebote eine Einladung von Gott, sinnvoll zu leben. „Gott verpasst uns keine Beschränkung. Was für Gott richtig ist, ist es auch für uns Menschen.“ Nach dem Gottesdienst erhalten die Besuchenden ein Lesezeichen mit der Jahreslosung: Gott seggt: “Sök free jag hum nah.“ (Psalm 34,15)
Täglich begleitet ein Posaunenchor die Andachten im Kirchenzelt auf der Agrarmesse LandTageNord, Freitag unter der Leitung von Christian Strohmann, Landesposaunenwart der Ev.-Luth Kirche in Oldenburg.
Aktivitäten im Kirchenzelt
Im weißen Zelt präsentieren sich wieder die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und der Ev.-luth. Kirchenkreis Delmenhorst / Oldenburg Land. An den vier Tagen der Landwirtschaftsmesse sind insgesamt gut 40 Ehrenamtliche, Pastorinnen und Pastoren und einige Hauptamtliche im Einsatz, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und sie zu den Aktivitäten ins Kirchenzelt einzuladen, nennt Pfarrer Dietrich Jaedicke die Zahlen.
Der Projektleiter hatte mit seinem Team etliche Aktionen zum Thema Artenvielfalt vorbereitet. An den Zeltwänden hängen Bilder, die Aktionen rund um den Naturschutz und die Artenvielfalt in unterschiedlichen Kirchengemeinden zeigen, immer geht es um die Erhaltung der Natur. Zum Beispiel ist ein Kornblumenfeld auf dem Neuen Friedhof in Oldenburg zu sehen, abgebildet sind junge Turmfalken auf dem Kirchturm der St. Marienkirche in Großenkneten und ein Bienenvolk im Pfarrgarten Großenkneten sowie viele anderen Motive und Aktionen aus dem Kirchenkreis.
Auf einem Tisch im Kirchenzelt liegt ein großes Puzzle, das die Zusammenhänge zwischen Pflanzen und Tieren bildlich darstellt. Fragen zur Biodiversität für Kinder und Erwachsene in Hoch- und Plattdeutsch liegen vorbereitet neben einem Quizrad. „Ein Besuch im Zelt lohnt sich auf jeden Fall“, finden auch Kurt Neumann aus Wüsting und Alfred Schmidt aus Oberhausen. „Gut sind die Samentüten für Blühwiesen. Wir wissen doch, dass wir auf die Umwelt achten müssen.“
Die kleinen Samentüten werden gerne von Besuchenden angenommen, aber auch von Menschen, die am Kirchenzelt vorbeigehen. „Es leben so viele Menschen an der Gottesfrage vorbei und hier können sie sich informieren und ins Gespräch kommen“, findet Michael Munzel, Pastor i.R. aus Sandkrug.
Ebenfalls im Gespräch mit Besuchenden ist Pastorin Imke Schwarz, die Beauftragte für Plattdeutsche Verkündung in der hannoverschen Landeskirche. „Eine gute Gelegenheit die Menschen auf Platt anzusprechen, denn die Kirche ist auch in Platt unterwegs. Das will ich den Leuten nahebringen, denn es ist anders, in seiner Muttersprache angesprochen zu werden“, weiß sie.
Gemeinsam mit Janine Dicke-Kenkel, Küsterin in Holle-Wüsting, und der Ehrenamtlichen Almut Lingner zieht Schwarz einen Segensspruch aus einem kleinen Glockenturm vor dem Zelt. An diesem kleinen lila Turm bleiben Menschen immer wieder gern stehen. So auch Hartmut Hedemann. Er findet die Umsetzung des Glockenturms sehr gut und überlegt, im Radfahrercafé der Dötlinger Gartenkultour ein Holzhaus oder ähnliches zu bauen, denn dort lägen die Segenssprüche bisher immer auf einem Tisch.
Es geht weiter: Mit vielen neuen Highlights wird die 16. Landwirtschaftsmesse LandTageNord in Wüstung bei Oldenburg noch bis zum 26. August 2019 tausende Besuchende überraschen. 600 Aussteller verteilen sich auf einer 13 Hektar großen Fläche.
Ob Klein oder Groß, mit oder ohne Konfessionszugehörigkeit, im Kirchenzelt sind alle Interessierten herzlich willkommen und eingeladen, zu puzzeln, das Quizrad zu drehen, einen Segensspruch zu ziehen und sich ein Samentütchen mitzunehmen. Täglich um 12 Uhr wird eine Andacht gefeiert, Montag noch einmal in Plattdeutsch.
Ankündigung:
„Was das Land aufblühen lässt“ – Gottesdienst am Sonntagmorgen um 10 Uhr mit Pastor Udo Dreyer und Team . Es spielt der Posaunenchor Holle-Wüsting unter der Leitung von Martin Brink. Es singt der Wüstinger Jugendchor unter der Leitung von Martin von Maydel
Vorgestellt werden verschiedene Projekte, die das Thema aus mehreren Blickwinkeln entfalten.
– Des Blühstreifenprogramm in der Gemeinde Hude: Renke Dählmann, Landvolkverein Hude
– der Bau von Insektenhotels im Rahmen der 72-Stunden-Aktion der Landjugend: Kuno Lüttmann, Ortsbürgerverein Aschhausen; Imke Bölts und Tom Cordes, Landjugend Aschhausen bei Bad Zwischenahn
– das Inklusions-Projekt: „Natürlich gemeinsam“ – Gärtnern mit Behinderten in Wildeshausen: Thorben Kienert, Freiwilligenagentur „mischMIT!“
– die Begleitung von Geflüchteten auf dem Land: Wulf Wolke und Kerstin Woyke vom Netzwerk Asyl Hude.
Der Messegottesdienst findet im eintrittsfreien Bereich in der alten Scheune Urban an der Raiffeisenstraße in Wüsting statt.
Ein Beitrag von Bärbel Romey.
Source: Kirche-Oldenburg