Zehn Jahre Qualitätsentwicklung in den Kitas der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg – dieser Meilenstein wird mit einem Festakt am Freitag, 3. November, von 15 bis 17 Uhr in der Lambertikirche in Oldenburg gefeiert.

Im Rahmen der Veranstaltung wird Michael Schrader vom Institut „Pragma“, Berater und QM-Experte in der Kita-Arbeit, einen Rückblick auf die Anfänge und einen Ausblick auf die Zukunft der Qualitätsentwicklung der Kitas geben. Schrader hatte die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg maßgeblich bei der Qualitätsentwicklung der Kitas unterstützt.

Im Anschluss daran werden mehrere Kindertagesstätten ihre Arbeit und den Alltag in den Einrichtungen präsentieren.

Dr. Carsten Schlepper vom Vorstand der Bundesvereinigung Ev. Tageseinrichtungen für Kinder (BETA) und Pfarrer Dr. Urs Muther von der oldenburgischen kirche sprechen Grußworte und werden die Zertifizierung und Re-Zertifizierung von Kitas vornehmen.

Kulturell begleitet wird die Festveranstaltung vom Schlagwerk Ossietzky und vom Impro-Theater „Watt ihr wollt“.

Zahlen | Daten | Fakten
122 evangelische Kindertagesstätten gibt es im Bereich der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. 1.510 Mitarbeitende engagieren sich in diesem Bereich, 10.587 Mädchen und Jungen werden hier jeden Tag betreut. Die Kitas liegen in der Trägerschaft der Kirchengemeinden, der diakonischen Werke und des CVJM.

Kindergartenarbeit ist einer der Schwerpunkte der oldenburgischen Kirche
Interview mit Pfarrerin Hilke Freels-Thibaut und Frauke Schmidt


122 Kindertagesstätten von Holdorf bis Wangerooge, 1.510 Mitarbeitende, 10.587 Kita-Plätze: „Die Kindergartenarbeit ist einer der Schwerpunkte der oldenburgischen Kirche“, sagt Pfarrerin Hilke Freels-Thibaut. „Mehr als 10.000 Kinder haben so jeden Tag Kontakt zu unserer Kirche – und über sie auch ihre Familien“, macht sie deutlich. Die Theologin und Expertin für Qualitätsmanagement leitet gemeinsam mit der Diplompädagogin Frauke Schmidt die Fachstelle für Kindergartenarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Freels-Thibaut hat die Qualitätsentwicklung der kirchlichen Kindertagesstätten von Anfang an begleitet; die Handbücher zum Qualitätsmanagement (QM) in den Kitas tragen ganz entscheidend ihre Handschrift.

„Als wir vor zehn Jahren anfingen, warteten eine Menge neue Herausforderungen auf uns“, blickt sie zurück. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf insbesondere für Frauen wurde ein immer wichtigeres Thema, der Bedarf an Kita-Plätzen wurde erhöht, der Rechtsanspruch auf Krippenplätze kam – die gesamte Kindergartenlandschaft in Deutschland war im Umbruch. In einer Phase, in der immer mehr Quantität gefordert wurde, entschloss sich die Kirche ganz bewusst, ein besonderes Augenmerk auf die Qualität zu legen. „Wir wollten die gute Arbeit in unseren Kitas nach außen sichtbar machen und sie profilieren“, so Hilke Freels-Thibaut.

Die DIN ISO 9001 und folgende kannte vor zehn Jahren jeder, der auch nur entfernt mit Qualitätsentwicklung in Unternehmen zu tun hatte. „Doch dieser Blick auf die harten Fakten wie die Größe der Räume reichte uns nicht – unser Fokus liegt auf der guten Arbeit mit den Kindern. Gleichzeitig wollten wir vermeiden, dass durch zeitaufwendige Dokumentationen die Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Kindern fehlt.“ Vor diesem Hintergrund entwickelte Freels-Thibaut zusammen mit Ingrid Klebingat, der damaligen Beauftragten für Kindergartenarbeit, dem QM-Experten in der Kita-Arbeit Michael Schrader vom Institut „Pragma“ und mit zunächst zehn Kitas ein eigenes QM-System.

Was sind Aufgabenfelder einer Kita? Wie lässt sich hier die Qualität messen? Immer wieder stand das Team vor der schwierigen Aufgabe, kaum greifbare Arbeitsbereiche und soziale Kompetenzen zu systematisieren und gleichzeitig jeder Kita ihr eigenes Profil zu lassen. Irgendwann aber war es geschafft: Das erste eigene QM-Handbuch lag 2007 vor. Bis die heutige Ausgabe fertig war, vergingen noch einmal sieben Jahre, in denen ergänzt wurde, neue Entwicklungen und Erfahrungen einflossen. „Bis heute ist es uns wichtig, die betroffenen Mitarbeitenden an dem Prozess zu beteiligen“, betont Freels-Thibaut. Erreicht habe man ein Handbuch, das den Alltag in der Kita gut widerspiegle und kein sperriges System sei – entsprechend hoch sei die Akzeptanz in den Einrichtungen.  

Auch das Miteinander in den Kitas habe sich durch die Qualitätsentwicklung verändert, hat Frauke Schmidt festgestellt. „Die Mitarbeitenden fühlen sich wertgeschätzt“, erklärt die Pädagogin. „Der Prozess der Qualitätsentwicklung hat außerdem dazu geführt, dass die Arbeit ganz konkret benannt werden kann und Diskussionen sehr zielgerichtet und auf einem hohen fachlichen Niveau geführt werden.“ Die Basis der Arbeit ist klar definiert – auf dieser Grundlage sind neue Entwicklungen einfacher möglich.

40 Einrichtungen im Bereich der oldenburgischen Kirche sind mittlerweile zertifiziert, erste Kitas gehen in die Verlängerung, denn das Siegel gilt immer nur für fünf Jahre. Insgesamt ist die Hälfte der kirchlichen Kitas derzeit im Zertifizierungsprozess – Tendenz steigend mit dem Ziel, alle Kitas am Qualitätsentwicklungsprozess zu beteiligen.

Für die Eltern sei das Gütesiegel nicht unbedingt ein Auswahlkriterium für die Einrichtung, in die ihr Kind gehen solle, so die Erfahrung von Hilke Freels-Thibaut und Frauke Schmidt. „Die Eltern sind erstmal froh, überhaupt einen Platz bekommen zu haben. Aber wenn sie dann die Arbeit in einer der zertifizierten Kitas kennengelernt haben, sind sie begeistert und bringen sich ein – der Funke springt schnell über“, betont Frauke Schmidt. Bei Stellenausschreibungen sei das Qualitätsmanagement der kirchlichen Kitas ein absoluter Pluspunkt – und angesichts des Fachkräftemangels in diesem Bereich ein entscheidender Vorteil.

Source: Kirche-Oldenburg