Rund 900 Jahre lang galten die Konvente der Klöster Loccum und Amelungsborn in Niedersachsen als Bastionen für Männer – obwohl durch Sonderregelungen auch bereits vereinzelt Frauen dort Mitglied waren. Jetzt haben sie ihre Verfassungs geändert.

Loccum/Amelungsborn (epd). Nach fast 900 Jahren öffnen die evangelischen Klöster Loccum bei Nienburg und Amelungsborn bei Holzminden ihre Konvente für Frauen. Künftig können auch weibliche Mitglieder in die Konvente berufen werden, wie beide Klöster am Dienstag mitteilten. Zuletzt beschloss das Kloster Loccum am Montagabend eine entsprechende Änderung seiner Verfassung. Dadurch könnten Frauen künftig auch als Priorin oder Äbtissin an die Spitze der Klöster rücken, hieß es. Als Konvent wird die Versammlung stimmberechtigter Mitglieder einer Gemeinschaft bezeichnet.

Der Beschluss solle nicht als Bruch mit einer jahrhundertealten Tradition verstanden werden, sondern als Respekt vor der vor vielen Jahrzehnten eingeführten Frauenordination, betonten der Prior des Klosters Loccum und Geistliche Vizepräsident der Landeskirche Hannovers, Arend de Vries, sowie der Hildesheimer Regionalbischof und Abt des Klosters Amelungsborn, Eckhard Gorka, in einer gemeinsamen Erklärung: «Wir erleben das Miteinander von Frauen und Männern in der Kirche und im Pfarramt als große Bereicherung und wünschen uns das in Zukunft auch für unsere Konvente.»

Die Konvente der beiden Klöster hätten diesen Beschluss in getrennten Sitzungen gefasst, hieß es. Der Entscheidung seien intensive theologische Beratungen und Abstimmungen mit den jeweils weiteren Mitgliedern der klösterlichen Familien vorangegangen, sagte Gorka.

Die Klöster Loccum und Amelungsborn sind ehemalige Zisterzienserklöster. Bis zur Reformationszeit lebten dort Mönche, dann gingen die Klöster zum evangelischen Glauben über. Die heutigen Mitglieder des Konvents leben außerhalb der Klostermauern und kommen jeweils zu Tagungen in den Klöstern zusammen. In Loccum werden zudem angehende Pastorinnen und Pastoren ausgebildet.

Im Loccum gehörte mit der früheren Landesbischöfin Margot Käßmann bereits einmal eine Frau zum Konvent. Ihre Mitgliedschaft war jedoch in ihrem besonderen Amt begründet, nicht in einer Berufung. Gegenwärtig gehört die Studiendirektorin des Predigerseminars Loccum, Adelheid Ruck-Schröder, durch ihr besonderes Amt automatisch zum Konvent. Formal blieb es bislang jedoch bei der Regelung, dass Frauen nicht durch Berufung Mitglied des derzeit 14-köpfigen Konvents werden können.

Das Kloster Loccum bereitet sich derzeit auf einen Wechsel an der Spitze des Konvents vor: Der bisherige Abt und frühere hannoversche Landesbischof Horst Hirschler (86), der seit 20 Jahren die Geschicke des Klosters leitete, wird das Amt am 5. September an seinen Nachfolger Ralf Meister (58) weitergeben. Dazu ist ein Festgottesdienst in der Klosterkirche geplant, der um 15 Uhr beginnt. Der jetzige Landesbischof Meister wird der 65. Abt des Klosters sein.

Die neue Verfassung des Klosters Loccum sieht vor, dass in Ausnahmefällen auch nicht zum Pastor oder zur Pastorin ordinierte Konventsmitglieder berufen werden können. Zudem können verdiente Persönlichkeiten zu Ehrenkonventualen ernannt werden. Bislang ist lediglich ein Jurist als Vermögensverwalter des Klosters in der Verfassung verankert. «Die Konventsmitglieder verpflichten sich ab jetzt, eine Reihe von Tagen im Jahr auch im Kloster zu leben und dort mitzuarbeiten», erläuterte Prior de Vries.

Das Kloster Amelungsborn wurde 1135 aus dem niederrheinischen Kloster Altenkamp heraus gegründet. Das Kloster Loccum wurde 1163 vom thüringischen Volkenroda aus gegründet und trat 1593 der Reformation bei.

Beide Klöster engagierten sich etwa seit Jahrzehnten in der «Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland». Zu diesem Zusammenschluss gehören 120 evangelische Kirchengemeinden, Klöster, Stifte, Konvente und Kommunitäten, die sich besonders der Spiritualität des Zisterzienser-Ordens verpflichtet fühlen und sie unter protestantischen Vorzeichen fortführen. So wird seit der Gründung des Klosters Loccum im Jahr 1163 dort jeden Tag das Abendgebet, die Hora, gehalten.

Der Loccumer Abt wurde bisher sogar zu den Sitzungen des Generalkapitels der katholischen Zisterzienser in Rom eingeladen, obwohl die evangelischen Klöster dort nicht Mitglied sind. «Trotz der über 400-jährigen konfessionellen Trennung bestehen weiterhin lebendige Beziehungen zum weltweiten Zisterzienser-Orden», sagte Gorka.

Source: Kirche-Oldenburg