Das von Martin Luther proklamierte „Priestertum aller Gläubigen“ spielte neben dem Schwerpunkt Reformationsgedenken eine wichtige Rolle auf der Kreissynode des Kirchenkreises Delmenhorst/Oldenburg-Land, die vergangenen Freitag in Sandkrug tagte. So wurde zu Beginn ein Gottesdienst von den beiden Lektoren Barbara Stolberg und Johannes Mitternacht aus der Delmenhorster Stadtkirchengemeinde gehalten.

Kreispfarrer Bertram Althausen unterstrich wie wichtig es sei, dass sich haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirche auf Augenhöhe begegneten. Oberkirchenrätin Dr. Susanne Teichmanis ging in ihrem Grußwort auf die von der Landessynode angestoßene „Oldenburger Ortsbestimmung 2.0“ ein, in der es um eine Überprüfung der Verantwortungs- und Entscheidungsebenen geht. Sie sagte: „Lassen sie uns bei allem Beraten spüren, dass Christus der Grund ist.“

Kreispfarrer Bertram Althausen nahm in seinem Kreispfarrerbericht auf die Ortsbestimmung Bezug und unterstrich, wie wichtig und notwendig die Veränderung insbesondere der Entscheidungsstrukturen sei und sagte: „Auf Kreisebene bilden die Ungereimtheiten ein unseliges Knäuel aus Beteiligungsansprüchen und Kompetenzwirrwarr, das sich nur über viel Kommunikation, guten Willen, unendliche Geduld, Gesprächsrunden und Sitzungen entflechten lässt. Ich behaupte, das könnten wir einfacher und effektiver haben.“ Es gäbe „Unklarheiten in den Zuständigkeiten, zu viel Doppelverantwortlichkeiten, immer mehr zu berücksichtigende regionale und örtliche Besonderheiten und damit verbunden Unzufriedenheit und zu starke Belastung von Haupt- und Ehrenamtlichen. Und das auch noch bei knapper werdenden finanziellen und personellen Ressourcen.“ Im Rahmen der „Oldenburger Ortsbestimmung 2.0“ gelte es folgendes zu klären: „Wofür soll künftig die Gesamtkirche verantwortlich sein? Was können Gemeinden künftig in eigener Verantwortung und ganz selbstständig regeln? Und bei welchen Bereichen erscheint es sinnvoll, dem Kirchenkreis als der Gemeinschaft der Gemeinden in der Region die Entscheidungs-Verantwortung zu übertragen?“ Nachdem eine Steuerungsgruppe der Landesynode dazu Vorschläge erarbeiten wird, gelte es „als Kreissynode dazu Stellung zu nehmen und unsere Vorstellungen einzubringen. Wir sollten das auch mutig tun. Wir haben gerade gesehen wie einflussreich Regionalparlamente, wie das in der Wallonie, in demokratischen Prozessen sein können. Wir sind als Kreissynode auch so ein Regionalparlament.“ Zu diesem Zweck soll eine Arbeitsgruppe der Kreissynode gebildet werden, die eine Stellungnahme des Kirchenkreises zur Ortsbestimmung erarbeitet, über die die nächste Kreissynode am 24. März 2017 beraten wird.

Zweimal trat Martin Luther auf der Kreissynode auf: Zum einen in der Verkörperung durch Johannes Mitternacht, den bekannten Delmenhorster Schauspielers, der gekonnt Auszüge aus Luthers Predigten rezitierte. Zum anderen schenkte der Kreispfarrer den 47 Synodalen in einer Luther-Playmobilfigur zum Spielen. Vorgestellt wurde außerdem ein umfangreiches Programm des Kirchenkreises zum Lutherjahr, das ab jetzt in einer Broschüre in den Gemeinden ausliegt. „Dabei wird auch gegessen, getrunken und viel gesungen“ so Pastorin Christiane Geerken-Thomas, verantwortlich für das Jubiläum im Kirchenkreis. Geplant sind auch Angebote für Kinder und für Frauen, zum Beispiel über Katharina von Bora. Höhepunkt ist unter anderem ein ökumenischer Gottesdienst in Sandkrug am 500. Reformationsgeburtstag. Näheres zu allen Veranstaltungen der Oldenburgischen Kirche findet sich unter www.oldenburg2017.de. Der Beauftragte der Gesamtkirche für das Reformationsgedenken, Pastor Nico Szameitat, warb dafür, das Jubiläum zu nutzen, um der Frage näher zu kommen: „Was macht meinen Glauben aus?“ Das Jubiläum böte Gelegenheit auf 500 Jahre Trennung der Kirchen zu schauen und darauf, was für eine starke Annäherung der Kirchen in den letzen Jahrzehnten erreicht worden sei. Diese ökumenische Ausrichtung zeigte sich unter anderem auch daran, dass der Delmenhorster Dechant der katholischen Kirche Hubert von der Heide zu Gast auf der Kreissynode war und an den Tischrunden der Synodalen zum Thema „Wie feiern wir das Reformationsgedenken?“ teilnahm.

Franz-Josef Franke, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis, berichtete über die Flüchtlingssozialarbeit. 360 Ehrenamtliche, die sich engagieren, sprächen „für eine wirklich realisierte Willkommenkultur“. Zu Beginn des Schuljahres habe man 172 Kinder mit Schulbedarf unterstützt, was zum Teil aus Spendenmitteln möglich gewesen sei. Derzeit sei die Zuwanderung von Migranten und Flüchtlingen aus EU- und anderen Staaten in etwa gleich. Die sogenannte „Flüchtlings-Krise“ habe sich zu einer „Bleibe-Krise“ gewandelt. Immer mehr stünde im Vordergrund zu sehen, dass es vorübergehende Gäste gäbe und Flüchtlinge, die bleiben werden. Da gelte es Antworten zu finden auf die Frage. „was ist mit denen, die nicht bleiben können oder sollen?“ so Franke.

Der Kirchenkreis Delmenhorst/Oldenburg-Land besteht aus 20 Gemeinden mit etwa 93.000 Gemeindegliedern in Delmenhorst und im Landkreis Oldenburg.
Udo Dreyer
Source: Kirche-Oldenburg