Hannover/Hamburg (epd). Der ehemalige Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, sieht bei der Studie über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche «große Schwachpunkte». «Bei dieser Studie hat es nicht die große Befragung aller erreichbaren Betroffenen gegeben, die eigentlich stattfinden müsste», sagte Pfeiffer dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Dies wäre aber besonders wichtig gewesen: «Je gläubiger die Missbrauchsbetroffenen sind, desto schwieriger ist es für sie, ihre Geschichte zu bewältigen.»
Zudem kritisierte der Kriminologe, dass die an der Studie beteiligten Forscher der Universitäten Mannheim, Heidelberg und Gießen nicht selbst die kirchlichen Akten durchforsten durften. Das sei «ein schwerer Fehler», sagte Pfeiffer. Er forderte eine Folgestudie, «damit mehr Licht in dieses Dunkelfeld kommt». Pfeiffer hatte ursprünglich die Studie selbst erstellen sollen, brach den Auftrag aber 2013 ab. Schuld daran seien vor allem die Diözesen München und Regensburg gewesen, sagte Pfeiffer. Diese hätten darauf gedrängt, den Vertrag zu ändern, «bis hin zu regelrechter Zensur».
Die von der Deutsche Bischofskonferenz in Auftrag gegebene Studie soll am 25. September auf der Herbst-Vollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda vorgestellt werden. Nach Berichten des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» und der Wochenzeitung «Die Zeit» nennt die Studie zwischen 1946 und 2014 insgesamt 3.677 sexuelle Vergehen durch 1.670 Kleriker an überwiegend männlichen Minderjährigen.
Source: Kirche-Oldenburg