Hannover (epd). Niedersachsen will mit einem Sozialindex Schulen an Brennpunkten besser ausstatten. Diese könnten dann bedarfsgerecht zum Beispiel mehr Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter einstellen, sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Einen entsprechenden Index gibt es etwa bereits in Nordrhein-Westfalen. Das Bundesland gleicht damit aus, wenn Schulen etwa besonders viele Kinder unterrichten, bei denen Deutsch nicht die Familiensprache ist oder die aus anderen Gründen einen besonderen Förderbedarf haben.

Zehn Jahre nach dem Beginn der Inklusion an niedersächsischen Schulen sieht die Kultusministerin einiges erreicht. Zugleich blieben noch Herausforderungen, damit der gemeinsame Unterricht für alle auch überall gelinge, sagte sie. 2013 hatte das Land stufenweise die Inklusion eingeführt. Seitdem können Kinder unabhängig davon, ob sie zum Beispiel eine Behinderung haben oder besonders begabt sind, zusammen eine Schule besuchen.

Hamburg verteidigte das umstrittene Auslaufen der Förderschulen mit dem Schwerpunkt «Lernen», das Teil des Konzeptes ist. «Die Zahlen zeigen, dass Kinder mit dem Förderbedarf ‘Lernen’ in der Inklusion bessere Abschlüsse erzielen als in einer Förderschule», betonte sie. Gleichwohl nehme sie es sehr ernst, wenn Eltern beklagten, dass ihr Kind an einer Regelschule nicht die Unterstützung bekomme, die es benötige.

Die Inklusion sei ein Umbruch, der immer noch andauere, erläuterte die Ministerin. Die Landesregierung habe unter anderem mit dem Nachtragshaushalt für zusätzliches Personal an den Schulen gesorgt, wenn auch noch nicht ausreichend. «Mittlerweile haben 60.000 Lehrkräfte in Niedersachsen eine Fortbildung zur Inklusion durchlaufen.»

Zudem seien in den vergangenen Jahren die Studienplatz-Kapazitäten für Sonderpädagogik deutlich erhöht worden. «Wir prüfen gerade, ob es einer weiteren Erhöhung bedarf», sagte Hamburg. «Es gab früher mal eine Fortbildung für Lehrkräfte, um eine sonderpädagogische Zusatzqualifikation zu erwerben. Solche Fortbildungen wollen wir weiterdenken, um auch kurzfristig den Anteil zu erhöhen.»

Einige Probleme habe die Praxis der Inklusion erst nach und nach gezeigt, erläuterte sie. «Rechtliche Regelungen mussten zum Teil angepasst werden.» So sei es noch bis zum vergangenen Jahr nur möglich gewesen, den Hauptschulabschluss nach der neunten Klasse zu machen. Für einige Kinder mit dem Förderbedarf «Lernen» sei jedoch ein Abschluss nach zehn Schuljahren vorgesehen. «Das bedeutete, dass sie sitzenbleiben mussten.» Dies sei geändert worden, was für die Schülerinnen und Schüler und die Schulen eine «totale Erleichterung» sei.

Kirche-Oldenburg
Kultusministerin will Brennpunktschulen entlasten