Welche Ausstattungsmerkmale muss eine Kirche haben, damit man sie als Kirche begreift? Welche Stücke nehme ich überhaupt noch bewusst wahr in einer Kirche, in der ich mich regelmäßig aufhalte? Was spricht mich an? Und warum? Was zählt in einer Kirche? Was zählt individuell für mich?  
   
Es die Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven, in der diese Fragen gestellt werden. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Kirche und zur Eröffnung der Festwochen hat Tina Asche eine Kunstinstallation unter dem Titel „Stille“ geschaffen, die ganz neu ins Nachdenken bringt, vielleicht sogar irritiert oder verstört, auf jeden Fall aber provoziert. Vorgestellt wird diese Installation am Sonntag, 25. August, ab 10 Uhr im Gottesdienst, anschließende wird zum Empfang mit Laudatio durch Petra Stegmann, Leiterin der Kunsthalle eingeladen. Mit Stegmann hat die Gemeinde eine Fachfrau gewonnen, die sich sehr intensiv mit der Historie der Kirche beschäftigt hat.
   
Wer die Kirche betritt, wird staunen – ganz neue Eindrücke lassen sich mit der Installation erleben, denn Tina Asche hat mit gut 500 Quadratmetern Nesselstoff die Kirche sozusagen „auf Null“ gesetzt. Als sie vor zwei Jahren eine andere Kunstaktion in der Kirche vornahm, kam ihr die Idee dazu. „Was wäre, wenn die Kirche nur ein Raum wäre, ohne historische, ohne militärische oder christliche Ausstattungsgegenstände“, fragte sie sich damals. Und sie fand einen Weg, diese Vorstellung zu realisieren und alles, was einen symbolischen Wert hat, aus dem Blickfeld zu verbannen. Die Planung nahm viel Zeit in Anspruch, die Realisierung rund eine Woche, wobei die größte Herausforderung für die Künstlerin das Arbeiten in großer Höhe war. „Es gab ein gutes Gerüst und war mit einem Seil gesichert“, berichtete die 47-Jährige, die in Wilhelmshaven auch als Kunstlehrerin tätig ist.
   
Tina Asche lädt gemeinsam mit Pastor Frank Morgenstern und Architektin Dina Schulz, die tatkräftig bei der Realisierung der Installation mitgewirkt hat, zum Gottesdienst am Sonntag ein. Die Besucher werden eine große Überraschung erleben.   
   
Unter dem Motto „Freilegen – eine Kunstaktion zum Enthüllen“ wird für Dienstag, 3. und 10. September jeweils um 18 Uhr in die Kirche eingeladen. Hier werden einzelne Elemente wieder enthüllt und kritisch betrachtet. Am Sonntag, 1. September, jährt sich der Beginn des zweiten Weltkriegs, dann findet um 10 Uhr ein Gottesdienst mit Tänzern der Tanzschule am Meer unter dem Titel „Versöhnung heißt Erinnerung“ statt. Auch hier wird die Installation eingebunden. Die Finissage ist für Sonntag, 15. September, um 12 Uhr vorgesehen.   
   
Ein Beitrag von Annette Kellin

Source: Kirche-Oldenburg