Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister will die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der evangelischen Kirche weiter vorantreiben. «Wir sind dabei, den kritischen Blick konzentriert auf die eigenen Strukturen zu richten», sagte der evangelische Bischof der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Samstag). Die erste und wichtigste Reaktion bei Missbrauchsfällen sei die Solidarität mit den Betroffenen sowie die Bereitschaft ihnen zuzuhören.

 

Für die Aufarbeitung brauche es die Unterstützung externer Fachleute, sagte der Landesbischof. «Aber da stehen wir noch am Anfang.» Zuletzt waren Missbrauchsfälle durch einen angehenden evangelischen Diakon in Oesede bei Osnabrück in den 1970er Jahren bekanntgeworden.

 

Meister äußerte sich in einem Interview zum Reformationstag am Sonntag (31. Oktober). Er betonte, dass es zwei große Zukunftsthemen gebe, «mit denen wir uns dringend auseinandersetzen müssen». Das sei zum einen der Klimawandel, zum anderen die weltweite Migration. «Das sind die entscheidenden Themen, denen wir und die kommenden Generationen uns stellen müssen.»

 

Die Kirchen verträten bereits seit vielen Jahren eine Ethik der Begrenzung, des Verzichts und des «Genug», sagte Meister. Die ökologische Plünderung sei dagegen von einem «Mehr» diktiert. Als Beispiel nannte der Landesbischof den Umgang mit Plastik: «Wie absurd ist es, dass wir komplexe Recyclingsysteme aufgebaut, aber nicht von Beginn an die Produktion von Plastik radikal reduziert haben?»

 

Bei der Migration sei das Problem, dass viele Menschen sie nicht als Chance, sondern als Bedrohung empfänden und mit Rückzug, Abschottung und Protest reagierten. Dieser Abschottungsreflex sei problematisch und nicht zukunftsfähig, sagte Meister. «Wir müssen ihm auch aus christlicher Sicht widersprechen.» Der Landesbischof mahnte zugleich Hilfen für Entwicklungsländer etwa in Afrika an. Sie müssten so gefördert werden, «dass dort lebenswerte und gesicherte Zustände entstehen».

Kirche-Oldenburg
Landesbischof: Aufarbeitung der Missbrauchsfälle steht noch am Anfang