Nachdem die Universität Osnabrück das bevorstehende Ende der Weiterbildung für junge Imame verkündet hat, sieht die niedersächsische Landesregierung vor allem die muslimischen Verbände in der Pflicht. Eine «Imam-Ausbildung» im engeren Sinne könne nicht an einer Universität angeboten werden, sondern sei Sache der jeweiligen Religionsgemeinschaft, teilte das Wissenschaftsministerium am Mittwoch dem epd mit. Dies ergebe sich aus dem grundgesetzlich verankerten Gebot der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates.
Am Montag hatte der Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück, Professor Bülent Ucar, bestätigt, dass das Weiterbildungsprojekt für Imame Ende September nach acht Jahren auslaufe. Er unterstrich, dass es dann bundesweit für islamische Theologen nach der akademischen Ausbildung keine Möglichkeit der praktischen Weiterbildung für den Dienst in den Gemeinden mehr gebe. Anders als bei der evangelischen oder katholischen Theologie oder der Ausbildung jüdischer Rabbiner gebe es bisher noch keine «zweite Phase» in der Ausbildung von Imamen nach Abschluss ihres Theologiestudiums.
Dem Wissenschaftsministerium zufolge war das Programm «Jugendarbeit in den Moscheegemeinden und Extremismusprävention» als Zusatzangebot für eine zahlenmäßig begrenzte Zielgruppe von vorne herein zeitlich begrenzt. Zudem habe die Nachfrage in jüngster Zeit nachgelassen. Das Weiterbildungsprogramm stehe in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Frage einer möglichen «zweiten Phase» der Ausbildung. Sollten die islamischen Verbände eine zweite Phase für erforderlich halten, stünden das Wissenschaftsministerium und die Universität Osnabrück für beratende Gespräche zur Verfügung.
Aus Sicht der Landesregierung ist eine grundständige theologische Ausbildung, wie sie in Osnabrück bereits seit geraumer Zeit betrieben werde, ein sinnvoller Ausbildungsweg. Dieser stehe nicht infrage.
SPD und CDU hatten bereits im Koalitionsvertrag die Absicht erklärt, an der Universität Osnabrück eine grundständige Imam-Ausbildung einzurichten, die auf Weiterbildungsangeboten aufbaut. Bisher hätten die islamischen Verbände jedoch gegenüber dem Ministerium keine Überlegungen oder Konzepte für eine «zweite Phase» vorgelegt, hieß es weiter. Erste Gespräche zum Thema stünden jedoch an.
epd
Source: Kirche-Oldenburg