Zu schonender und nachhaltiger Landwirtschaft hat der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, aufgerufen. In einer Andacht auf der Landwirtschafts- und Freizeitmesse LandTageNord in Wüsting bei Oldenburg sagte Janssen: „Vor uns liegt Arbeit, das Land zu bebauen, zu bewahren, gut zu verwalten, schonend und nachhaltig zu nutzen, damit auch unsere Kinder und Kindeskinder ihre Zukunft haben und sie gestalten können, wie wir es durften und dürfen.“

Janssen forderte auch Respekt vor allen, „die ihr Brot noch im Schweiße ihres Angesichts essen, die heute in der Landwirtschaft arbeiten, die diese Erde als Erbe bebauen und sich um diese Leihgabe Gottes verantwortungsbewusst kümmern. Überall da, wo wir für solch eine Haltung danken dürfen, müssen wir, was die Zukunft der Landwirtschaft betrifft, nicht wie das verängstigte Kaninchen stillstehen vor der Schlange.“

„Besser wir vertrauen auf Zukunft und nutzen unsere Zeit. Besser wir denken mit und bleiben der Erde zugewandt. Besser wir packen mit an und bringen uns ein“, so Bischof Jan Janssen.

Vielfältige Aktionen im Kirchenzelt auf den LandTagenNord
Das historische Stück und der dazugehörige Drucker (Projektleiter Pfarrer Dietrich Jaedicke) in zeitgenössischem Gewand sind ein echter Hingucker. Im Kirchenzelt auf der Landwirtschafts- und Freizeitmesse LandTageNord in Wüsting bei Oldenburg laden sie dazu ein, sich selbst an dem Nachbau einer alten Gutenberg-Druckerpresse auszuprobieren. „Erst einmal den Schlitten nach vorne schieben und dann den Bengel zur Seite schieben, das erzeugt dann den benötigten Druck auf die Lettern“, erklärt Pfarrer Jaedicke das Procedere. Zuvor hatte er für ausreichend Farbe auf der Arbeitsfläche gesorgt – nachdem sich die Teilnehmenden für das Abbild einer Lutherrose oder die Abschrift von Psalm 23 entschieden hatten. Alle müssen mit Hand anlegen und sind dann erstaunt über die tolle Druckqualität. Ihre „Produkte“ können dann alle mit Nach Hause nehmen.

Doch noch vieles mehr hat das Zelt der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und des Ev.-luth. Kirchenkreises Delmenhorst / Oldenburg Land zu bieten: gute Gespräche, Buchdruckerkunst, Segenswünsche und musikalisch begleitete Andachten mit wechselnden Pfarrern, am Sonntag mit Bischof Jan Janssen.

Seit sechs Jahren ist das Kirchenzelt als fester Bestandteil auf der Landwirtschafts- und Freizeitmesse LandTageNord präsent – und erfreut sich immer wieder großer Beliebtheit. Dabei spielen auch die jährlich wechselnden, zumeist recht kreativen Aktionen eine Rolle. Und natürlich haben sich die Mitarbeitenden des Organisationsteams auch in diesem Jahr wieder jede Menge einfallen lassen. Bereits vor dem Zelt werden Passantinnen und Passanten mit Lutherbonbons oder süßen Fruchtgummis in Martin Luther-Optik begrüßt und weiter zur historischen Buchdruckerpresse geleitet.

Thesen für die Landwirtschaft – wie zu Luthers Zeiten
Fest und scheinbar unverwüstlich steht sie da: eine alte Eichentür, recht derbe und dennoch ein wenig verziert mit kleinen Mustern. Im Lutherjahr erinnert das rustikale Stück an die Tür, an die der Reformator Martin Luther im Jahr 1517 einst in Wittenberg seine 95 Thesen anschlug. Und genau diese Funktion soll die Tür auch heute im Zelt der evangelischen Kirche auf der Landwirtschafts- und Freizeitmesse LandTageNord in Wüsting bei Oldenburg einnehmen: ein Platz für Thesen in Bezug auf eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Dass hier sowohl Landwirte als auch „ganz normale“ Besucherinnen und Besucher mit Zettel, Stift und Hammer am Werk waren, ist schnell zu erkennen. Während die einen den Blick auf Umwelt, Natur und eine „heile Welt“ im bäuerlichen Wirken werfen, wünschen sich die Landwirte in erster Linie Anerkennung und auch eine entsprechende finanzielle Aufwandsentschädigung.

Für mehr Anerkennung
Was steht da wohl geschrieben? So mancher Landwirt bleibt vor der urigen Holztür stehen und sieht sich die Thesen zur Landwirtschaft genauer an. Die unterschiedlichsten Handschriften zeugen dort von den vielfältigsten Visionen und Wünschen für die Zukunft. „Auch Landwirte müssen gut leben können“, „Mehr an Umwelt und Natur denken“, „Für das Wetter sorgt der liebe Gott“, sind nur einige der von Erwachsenen verfassten oder von Kinderhand verewigten Denkanstöße und Meinungen, die weitere Besucherinnen und Besucher des Kirchenzelts zum Nachdenken anregen – und eventuell sogar zum Verfassen eines Kommentars verleiten. „Genau das haben wir uns gewünscht“, sagt Pfarrer Hans-Werner Kögel, der sich sehr über die Resonanz freut und auch darüber, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
 
Aber auch mit Hilfe der Thesentür lässt es sich gut in einen Dialog treten. „Wir sind für kleinere Familienbetriebe“ heißt es da – und als direkte Ergänzung eines weiteren Zeltbesuchers: „Wer zahlt deren Auskommen? Gerechter Lohn!“ Auch Landwirt Werner Müller, der sich die bunten Zettel anschaut, denkt oft über die Zukunft der Landwirtschaft nach. 66 Jahre alt ist der Ahlhorner – und hat für seinen Betrieb bislang keinen Nachfolger gefunden. „In der Landwirtschaft hat es sehr viele Entwicklungen gegeben, das kann man einfach nicht zurückdrehen.“ Und davon kann man in der jüngsten Vergangenheit einige verzeichnen: neue Technologien, die immer schneller aufeinanderfolgen und die alten ablösen, aber auch immer höhere Anforderungen von Seiten des Staates.

„Mit den heutigen Auflagen ist heute ein landwirtschaftlicher Betrieb schwer zu führen“, steht dort auf hellgrünem Untergrund. Davon weiß auch ein Nordenhamer zu berichten: „Ich war sehr lange krank, es wird immer schwieriger, all dem nachzukommen.“ Dennoch freut er sich über den Besuch im Kirchenzelt, der jedes Jahr wie selbstverständlich zu den LandTagenNord dazugehört. „Meistens locken mich die Posaunenklänge an, dieses Mal habe ich außerdem einen mir gut bekannten Pfarrer angetroffen“, so der Landwirt. 

Massentierhaltung, Nahversorgung, Gülle und auch das Leben glücklicher Kühe werden hier thematisiert – sowohl von kleinen als auch großen Besucherinnen und Besuchern. Noch etwas nachdenklich schaut der zwölfjährige Marcel drein. Gerne möchte auch er etwas zur bunten Vervollständigung der abgerundeten Holztür beitragen. Nach einigem Überlegen und dem Austausch mit seiner Mutter steht sein Wunsch fest: „Weniger Pestizide“. 

Auch die Familie Baumann aus Großenkneten muss ein wenig überlegen. Eigentlich ist ihr gemeinsamer Wunsch ganz klar, aber darf man das auch so formulieren? Ja, man darf. Und genau deswegen steht auf dem Papier nun auch das, was sich wohl fast alle Landwirte wünschen: „Mehr Anerkennung“.

Für jeden etwas
Lutherbonbons, Fruchtgummis, Buchdruck live erleben und sich mit seinen Ideen und Wünschen zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft einbringen – all das ist möglich im Kirchenzelt auf den LandTagenNord. Ebenfalls sehr beliebt bei den Besucherinnen und Besuchern: das Ziehen eines Segensspruches. Es lohnt sich, das mit dem Spruch bedruckte Glöckchen aus Pappe in sein Portemonnaie zu stecken und damit allzeit einen guten Wegbegleiter zur Hand zu haben!

Tägliche Andachten
An allen Messetagen finden ab 12 Uhr von Posaunenchören begleitete Andachten statt. Am Freitag hielt Pfarrer Ingmar Hammann die Andacht auf Plattdeutsch im Kirchenzelt, am Samstag Kreispfarrer Jens Möllmann und am Sonntag Bischof Jan Janssen. Am Montag folgt eine weitere Andacht auf Plattdeutsch mit Pfarrerin Bärbel Bleckwehl Wegener.

Landtage-Gottesdienst
„Lebens-Mittel für Leib und Seele“ lautete das Thema des diesjährigen Landtage-Gottesdienstes mit Pfarrer Udo Dreyer von der örtlichen Kirchengemeinde am Sonntagmorgen im eintrittsfreien Bereich der alten Scheune Urban an der Raiffeisenstraße. „Der Mensch lebt nicht nur von Brot allein“ heißt es schon in der Bibel. „Etwas zugespitzt stellt sich die Frage nach den geistigen Lebens-Mitteln, die für Freude und Erfüllung sorgen“, so der Pfarrer. „Dies kann die Familie sein, Gemeinschaft, der Glaube, ehrenamtliches Engagement und auch ein erfüllender Beruf wie die Landwirtschaft.“ Was für sie ein wichtiges Lebens-Mittel ist, das berichteten unter anderem ein jüngerer Landwirt und eine 90-Jährige, die in ihrem Leben schon viel erlebt hat.

Melodiöse und romantische Folkmusik bietet ein Konzert mit der Gruppe DreyBartLang, zu dem die Kirchengemeinde am Sonntagabend ab 19 Uhr in die Holler Kirche (Holler Kirchweg, 27798 Hude) einlädt.
Der Eintritt zu diesem Landtage-Kulturprogramm beträgt 10 Euro an der Abendkasse.

Ein Beitrag von Melanie Jülisch.
Source: Kirche-Oldenburg