Hameln (epd). Die Orte entlang der Deutschen Märchenstraße haben am Wochenende in Hameln das 200. Jubiläum der Sagen der Brüder Grimm gefeiert. Mit der zentralen Festveranstaltung eröffneten sie in der Rattenfängerstadt zugleich einen Jubiläumsreigen: Bis 2018 wollen die Städte und Dörfer vom hessischen Hanau bis nach Bremerhaven nach eigenen Angaben mit zahlreichen Veranstaltungen an die weltbekannten Geschichten erinnern. Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sammelten fast 600 Sagen und veröffentlichten diese zwischen 1816 und 1818. Zuvor war bereits die berühmte Märchensammlung der Brüder Grimm erschienen.

Zum Auftakt in Hameln wurden unter anderem Führungen mit einem Schauspieler angeboten, der den Rattenfänger spielte. Der Hamelner Pastor Thomas Risel griff die Sage in seinem Gottesdienst am Sonntag in der evangelischen Marktkirche auf. Dort erinnert seit 1984 ein Mosaik-Fenster an die Rattenfänger-Sage, die seit 2014 auf der deutschen Liste des immateriellen Kulturerbes steht.

Der Sage zufolge verschwanden am 26. Juni 1284, 130 Kinder aus der Stadt an der Weser. Ein um seinen Lohn geprellter Rattenfänger soll die Kinder entführt haben. Die ältesten Hinweise auf diese Sage seien eng mit der Marktkirche verbunden, in der es laut Risel seit Jahrhunderten Darstellungen des Rattenfängers gibt: Die Kirche trage eine Mitverantwortung dafür, dass aus einem ehrbaren Beruf ein Verführer geschaffen wurde, der bis heute sprichwörtlich sei: «Dafür bittet die Marktkirche heute um Entschuldigung.»

Entlang der Märchenstraße sind in den kommenden Jahren unter anderem wissenschaftliche Vorträge und Erzählabende, Mondschein-Führungen oder Rollenspiele geplant. Zudem sollen Theater- und Musical-Produktionen zur Aufführung kommen. Stadtarchive sowie Kunst- und Kulturanbieter seien daran beteiligt. Einen Höhepunkt sollen die Jubiläumsveranstaltungen 2017 in der Grimm-Heimat Nordhessen finden, hieß es.

Zur etwa 600 Kilometer langen Deutschen Märchenstraße zählen insgesamt 50 Orte. Etwa eine Million Touristen pilgern jährlich zu den Orten zwischen Hanau und Bremen, hieß es. Eine Sage ist eine zunächst auf mündlicher Überlieferung basierende kurze Erzählung von fantastischen Ereignissen. Oft entstehe der Eindruck eines Wahrheitsberichts, da diese Ereignisse mit realen Begebenheiten,
Personen- oder Ortsangaben verbunden sind.
Source: Kirche-Oldenburg