Bremerhaven (epd). Die Meeresforscherin Antje Boetius startet am Donnerstag mit dem Forschungs-Eisbrecher «Polarstern» vom norwegischen Tromsø aus in Richtung Nordpol, um Erkenntnisse über Veränderungen des Meereises und des Lebens im Polarmeer zu sammeln. «Ich bin sehr gespannt darauf zu sehen, wie sich das Meereis und das Leben im Ozean in der letzten Dekade verändert haben», sagte die Direktorin des in Bremerhaven ansässigen Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) am Mittwoch vor dem Start der zweimonatigen Expedition. 2012 habe sie die bisher geringste sommerliche Eisausdehnung im Polarmeer dokumentiert und dabei erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Ökossystem festgestellt, erläuterte die in Bremen lehrende Meeresbiologie-Professorin.

Derzeit sei noch nicht klar, ob die Ausdehnung des Meereises, das im September sein Minimum erreichen wird, den Tiefststand von 2012 unterschreite. Nach Angaben des AWI erstreckt sich das Eis zurzeit mit knapp 7,5 Millionen Quadratkilometern über eine ähnlich große Fläche wie in den beiden vergangenen Jahren. Damit gebe es noch etwa eine Million Quadratkilometer mehr Eis als im Jahr 2012. Allerdings sei die Schmelze in vollem Gang.

Das rund 50-köpfige Expeditionsteam will den Angaben zufolge die Dicke und Lichtdurchlässigkeit des Eises messen und dessen Beschaffenheit analysieren. Ziel sei es zudem, den Weg des Lebens direkt unter dem Eis bis in die Tiefsee zu verfolgen. Für die Arbeiten sind Boetius zufolge mehrere sogenannte Eisstationen geplant, von denen aus die Forschenden mittels Kameras und Probenentnahmen in bis über 4000 Meter Tiefe vordringen wollen. «So erkennen wir Zusammenhänge in allen Stockwerken des Ozeans vom Meereis bis zum Meeresboden», erklärte die Meeresforscherin. Um eine Vergleichbarkeit mit den Daten von 2012 zu gewährleisten, seien an der aktuellen Mission Forscherinnen und Forscher derselben Disziplinen beteiligt wie damals.

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Meeresforscherin Boetius startet zu Messungen in Richtung Nordpol