Göttingen (epd). Menschenrechtler warnen vor einer Verschärfung Lage für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch durch ein geplantes Mega-Flüchtlingscamp. Das dortige Ministerium für Katastrophenhilfe habe am Donnerstag angekündigt, dass Bangladesch alle im Grenzgebiet zu Myanmar bestehenden 23 Lager auflösen werde, teilte die Gesellschaft für bedrohte Völker am Freitag in Göttingen mit. Die inzwischen etwa 900.000 Flüchtlinge sollen demnach in einem Camp in Kutupalong untergebracht werden, dass dann das größte weltweit wäre.

Die Cholera und andere Seuchen könnten sich in solchen riesigen Lagern in Windeseile ausbreiten, warnte der Direktor der Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius: «Wer so viele durch die Flucht geschwächte und zum Teil kranke Menschen in nur einem Mega-Camp konzentriert, nimmt bewusst den Tod von Tausenden Menschen in Kauf.» Ein neues Mega-Camp werde zudem die Arbeit der humanitären Helfer erschweren, da keine ausreichende Infrastruktur zur Versorgung der Notleidenden bestünden. «Auch sind Konflikte und Übergriffe unter den Flüchtlingen vorprogrammiert.»

Täglich flüchteten noch immer rund 5.000 Flüchtlinge der muslimischen Bevölkerungsgruppe der Rohingya aus Myanmar nach Bangladesch. Seit Ende August hätten mehr als eine halbe Million Menschen dort Zuflucht gesucht. Weitere 300.000 lebten seit mehreren Jahrzehnten illegal als Flüchtlinge in dem Land. Bislang gilt den Angaben zufolge das Camp «Bidi Bidi» im Norden Ugandas mit 285.000 Flüchtlingen aus dem Südsudan als größtes Flüchtlingslager weltweit.

Die Rohingya leben seit dem 8. Jahrhundert in der Provinz Rakhine in Myanmar. In dem mehrheitlich buddhistischen Land werden sie nicht als Minderheit anerkannt, haben keine Bürgerrechte und werden seit Jahrzehnten drangsaliert und verfolgt. Seit Ende der 1970er Jahre wurden mehr als eine Million Rohingya aus Myanmar vertrieben. Die meisten von ihnen flohen nach Bangladesch, andere nach Indien, Pakistan, Malaysia und Saudi-Arabien. Derzeit geht die Armee von Myanmar nach einer Auseinandersetzung mit der bewaffneten Rohingya-Bewegung ARSA verschärft gegen die Minderheit vor.
Source: Kirche-Oldenburg