Die Bundeskanzlerin kann die Ungeduld junger Leute verstehen, die auf Maßnahmen gegen die Erderwärmung dringen. Aus Sicht des Präsidenten des Lehrerverbandes sind unter den demonstrierenden Schüler nur wenige, die sich vor Unterricht drücken wollen.
Frankfurt a.M./Braunschweig (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstützt die Schüler-Demonstrationen für mehr Klimaschutz. Sie begrüße es sehr, dass junge Menschen mahnen, schnell etwas gegen die Erderwärmung zu tun, sagte Merkel in ihrem am Samstag veröffentlichten Videopodcast, ohne darauf einzugehen, dass die Demonstrationen oftmals in die Unterrichtszeit fallen. Aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sind die Demonstrationen den streikenden Schülern in der überwiegenden Mehrzahl ein wirkliches Anliegen.
«Echte Abseiler, die nur deshalb zur Klima-Demo gehen, um nicht zum Unterricht zu müssen, beobachte ich kaum», sagte Meidinger der «Passauer Neuen Presse» (Samstag). Gleichwohl seien die regelmäßigen Schülerstreiks an Freitagen ein Spagat. «Wir wollen auf der einen Seite eine Erziehung zum politisch mündigen Bürger. Wir können es aber auch nicht Schülern und Eltern überlassen, ob man in die Schule geht oder nicht», sagte Meidinger. Es gebe eine Anwesenheitspflicht im Unterricht und eine Aufsichtspflicht der Schule.
«Fridays for Future» ist eine internationale Schüler- und Studentenbewegung, die sich für den Klimaschutz einsetzt. Seit mehreren Wochen gehen junge Menschen weltweit freitags auf die Straße, anstatt die Schule oder die Universität zu besuchen. Für den 13. März ist eine weltweite Großdemonstration unter dem Motto «Global Strike for Future» geplant. Vorbild für die Streikenden ist die Schwedin Greta Thunberg, die mit einem mehrwöchigem Schulstreik im vergangenen Jahr internationale Aufmerksamkeit erlangte.
Merkel sagte: «Ich weiß, dass die Schülerinnen und Schüler sich manches schneller wünschen, zum Beispiel den Ausstieg aus der Kohle.» Doch gehe es darum, Wirtschaftskraft mit den Zielen des Klimaschutzes in Einklang zu bringen. Daher solle der deutsche Kohleausstieg bis 2038 erfolgen. «Das scheint aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler vielleicht sehr lange, aber es wird uns sehr fordern, und dafür werbe ich, auch dies zu verstehen», sagte die Kanzlerin.
Auch Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) lobte die «Fridays for Future»-Demonstrationen. «Dass die Jugendlichen jetzt für den Klimaschutz demonstrieren und sich so engagieren, ist doch großartig. Das räumt mit dem Vorurteil auf, dass junge Leute nicht aktiv genug wären und sich nicht politisch engagieren», sagte Barley der «Passauer Neuen Presse». Zugleich warb sie allgemein für ein Wahlrecht ab 16 Jahren, um politischen Einfluss junger Menschen zu stärken.
Zuletzt hatten am Freitag Tausende Schülerinnen und Schüler in mehreren deutschen Städten mehr und schnelleren Klimaschutz verlangt.
Im Norden gingen unter anderem in Hamburg und Braunschweig junge Leute auf die Straße. In Hamburg beteiligte sich auch Greta Thunberg an den Protesten.
Source: Kirche-Oldenburg