Hannover (epd). In Niedersachsen wird wieder mehr unterrichtet. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei die Unterrichtsversorgung um 0,7 Prozent auf 99,4 Prozent gestiegen, teilte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Sonntag in Hannover mit. Das Land habe mehr Lehrkräfte einstellen können, als aus dem aktiven Schuldienst ausgetreten seien. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte sieht dagegen keinen Grund zum Optimismus. Die Unterrichtsversorgung sei insbesondere an den nicht-gymnasialen Schulen der Sekundarstufe I alles andere als zufriedenstellend.

Tonne hob hervor, dass die Hinzuverdienstgrenze für pensionierte Lehrer angehoben worden sei. Sie dürften nun mehr als doppelt soviel Unterricht als bisher erteilen. Auch die Verlagerung der vorschulischen Sprachförderung in die Kindertagesstätten habe zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung beigetragen.

Am besten seien zum Stichtag am 23. August 2018 die Gymnasien versorgt worden. Dort habe der Versorgungswert bei 102,2 Prozent gelegen, hieß es. Es folgten die Grundschulen mit 101,7 Prozent.
Deutlich schlechter schlossen Gesamtschulen (98,4 Prozent), Realschulen (97,4 Prozent), Oberschulen (96,2 Prozent) und Hauptschulen (94,7 Prozent) ab. An den Förderschulen sei am Stichtag lediglich 93,4 Prozent des normalen Unterrichts erteilt worden.

Der Landesvorsitzende des Verbands Niedersächsischer Lehrkräfte, Torsten Neumann, kritisierte, die Durchschnittswerte seien fast identisch mit den Zahlen des Vorjahres. «Viele dieser Schulen wären froh, wenn sie diese Werte überhaupt erreichen und halten könnten.» Er forderte, alle Lehrkräfte mindestens nach A13 zu besolden, «damit nicht noch mehr Bewerberinnen und Bewerber eine Anstellung in einem anderen Bundesland bevorzugen».

Neumann warnte davor, zu große Hoffnungen auf den Einsatz pensionierter Lehrkräften zu setzen. «Diese werden nicht in der wirklich benötigten Zahl bereit sein, wieder in den Schuldienst einzutreten, um die Unterrichtsversorgung spürbar zu heben.» Außerdem gebe es weiter Probleme bei der Umsetzung der Inklusion und der Beschulung und Integration von der Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Die Lehrkräfte im Land seien «auf das höchste belastet» und erwarteten konkrete Maßnahmen, die ihre schwierige Situation verbessern.
Source: Kirche-Oldenburg