Mit großer Betroffenheit nimmt die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg Abschied von Pfarrer Günther Raschen, der am vergangenen Sonnabend im Alter von 63 Jahren leblos in der Nikolaikirche auf Wangerooge aufgefunden worden war. Auch wenn die Umstände noch zu klären sind, handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Suizid. Günther Raschen war fast 22 Jahre als Pfarrer auf der ostfriesischen Insel tätig. Am 17. April war er von Bischof Thomas Adomeit auf seinen Wunsch hin in einem festlichen Gottesdienst aus seinem Amt verabschiedet worden. Mit seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst stand sein Abschied von seinem „Blauen Kloster“, wie er die Insel Wangerooge nannte, ans Festland und in den Ruhestand bevor.
   
„Mit großer Traurigkeit und mit großem Erschrecken“ reagierte Bischof Adomeit auf diese bestürzende Nachricht. „Günther Raschen war ein Suchender. Suchet, so werdet ihr finden…, diesen Satz aus dem Matthäus-Evangelium hat er selbst über sein Wirken als Pastor anlässlich seines Abschiedes geschrieben“, sagte Bischof Thomas Adomeit. Auf der Suche sei Günther Raschen seit Beginn seines Dienstes gewesen – und bis zuletzt geblieben, so Adomeit weiter. „Auf der Suche nach Antworten auf die Lebens- und Glaubensfragen war er ein mitgehender Begleiter für die ihm anvertrauten  Menschen. Möge seine eigene Suche nun vollendet sein und er selbst bei unserem Herrn”. Er bittet darum, Günther Raschen und seine Familie, die schwer an dieser plötzlichen und so endgültigen Situation zu tragen habe, in die Gedanken und Gebete aufzunehmen. Und auch die Gemeinde müsse das Geschehen verarbeiten, das in Ihrer Mitte stattgefunden habe, so der oldenburgische Bischof.
   
Zu Beginn seiner beruflichen Tätigkeit war Günther Raschen von 1986 bis 1991 in der Lutherkirchengemeinde in Wilhelmshaven tätig. In dieser Zeit war er auch Chefredakteur der evangelischen Kirchenzeitung „Kontakte“ für Wilhelmshaven. 1992 wechselte er nach Oldenburg, wo er im Oberkirchenrat als erster Pressesprecher die Öffentlichkeitsarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg aufbaute. Seine ersten Kontakte nach Wangerooge erlebte Raschen in dieser Zeit als Urlauberpastor auf der Insel. Im Sommer 1999 ging er dann auf die Insel Wangerooge, wo er 22 Jahre blieb. Dort eröffnete er 2006 den „Raum der Stille“ mit spirituellen Angeboten für Urlauber und Einheimische. In Raschens Amtszeit fielen zudem die 100-Jahr-Feier der Nikolaikirche im Jahr 2010 und der barrierefreie Umbau des Gemeindehauses ins heutige „Klockhaus“. Nach dem Eintritt in den Ruhestand hatte Günther Raschen geplant, nach Oldenburg zu ziehen, wo auch ein Teil seiner Familie lebt. 
 

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„Mit großer Traurigkeit und mit großem Erschrecken“