Oldenburg (epd). Das Oldenburger Staatstheater will den Mordprozess um den Ex-Krankenpfleger Niels Högel als Dokumentarstück auf die Bühne bringen. Regisseurin Julia Roesler, Schauspieler, Musiker und weitere Mitglieder der «Werkgruppe2» wollen den am 30. Oktober beginnenden Prozess um die größte Tötungsserie im Nachkriegsdeutschland begleiten, teilte das Theater am Montag mit. Dabei wollen sie mit Zeugen und Angehörigen sprechen.
Ziel des Projektes sei, die Ereignisse aus der Perspektive der Angehörigen und der überlebenden Opfer zu erzählen. So solle eine Form des öffentlichen Erinnerns geschaffen werden. Die Uraufführung des Theaterprojekts «Der Fall H.» sei für Februar 2020 in Oldenburg geplant, hieß es. Die «Werkgruppe2» inszeniere seit zehn Jahren dokumentarische Werke, in denen die soziale Wirklichkeit von Minderheiten beschrieben wird, die sonst nur selten oder gar nicht an die Öffentlichkeit gelange. Dabei nutze die Gruppe wörtliche Zitate aus zuvor geführten Interviews mit den Betroffenen.
Högel muss sich ab dem 30. Oktober vor der 5. Strafkammer des Oldenburger Landgerichts verantworten. In dem Verfahren werden ihm 99 Morde aus Geltungssucht zur Last gelegt. Rund 120 Nebenkläger werden den Prozess in der Oldenburger Weser-Ems-Hall mitverfolgen. Zwischen 2000 und 2005 hatte Patienten in Oldenburg und Delmenhorst Medikamente gespritzt, um absichtlich lebensbedrohliche Herzprobleme bis hin zum Herzflimmern auszulösen. Anschließend reanimierte er seine Opfer, um als Held zu erscheinen (Az: 5Ks 1/18). Högel verbüßt bereits für sechs weitere Taten eine lebenslange Haftstrafe. Wegen der Schwere der Taten darf er nicht nach 15 Jahren entlassen werden.
Source: Kirche-Oldenburg