Hannover (epd). Mit 1,6 Millionen Euro fördern das Land Niedersachsen und die Volkswagen-Stiftung ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Eiszeit. Im Mittelpunkt stehen dabei die ältesten erhaltenen hölzernen Jagdwaffen der Menschheit, die in Schöningen bei Helmstedt und Lehringen bei Verden gefunden wurden, wie das Landesdenkmalamt am Montag in Hannover mitteilte. Auch die «Einhornhöhle» in Scharzfeld im Südwestharz wird in die Forschungen einbezogen.

Diese international bedeutenden Fundstellen in Niedersachsen seien zugleich hervorragende Archive, die Einblicke in die Klima- und Umweltbedingungen verschiedener Zeitfenster während der letzten 300.000 Jahre ermöglichten, erläuterten die Denkmalschützer. Forscherinnen und Forscher hätten sich jetzt zu einem Verbund zusammengeschlossen, um diese Quellen mit modernsten Methoden zu erschließen und zu analysieren.

Dazu sollen hochauflösende geophysikalische Messungen, Bohrungen und Ausgrabungen an verschiedenen Fundstellen ausgeführt werden, um das Alter der geologischen Strukturen zu bestimmen. Unter anderem mithilfe von Pollen und Resten von Mückenlarven könnten so die damaligen Umweltbedingungen rekonstruiert werden, hieß es. Die Förderung fließt für drei Jahre.

Die Daten sollen zu einem besseren Verständnis des natürlichen Klimawandels insbesondere während früherer Warmzeiten beitragen und klären, wann und wie der frühe Mensch in Norddeutschland überleben konnte. Beteiligt sind Wissenschaftler der Universitäten Braunschweig, Göttingen, Hannover und Lüneburg sowie aus dem Institut fu r historische Ku stenforschung in Wilhelmshaven, dem Leibniz Institut für Angewandte Geophysik und dem Landesdenkmalamt in Hannover.

In Schöningen waren zwischen 1994 und 1998 neun hölzerne Wurfspeere und eine Holzlanze aus der Altsteinzeit gefunden worden, die nach Angaben von Forschern rund 400.000 Jahre alt sind. Bereits 1948 war in Lehringen das Skelett eines Waldelefanten zusammen mit einer Eibenholzlanze aus der Zeit der Neandertaler entdeckt worden. In der «Einhornhöhle» wurde im vergangenen Sommer ein mehr als 50.000 Jahre alter verzierter Knochen gefunden, der nach Angaben von Archäologen einen entscheidenden Baustein zum Verständnis der kulturellen Fähigkeiten des Neandertalers liefert.

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Niedersachsen fördert Forschungen zur Eiszeit mit 1,6 Millionen Euro