Hannover (epd). Die niedersächsische Landesregierung will bis zum Jahr 2025 eine Milliarde Euro in eine «Digitalisierungsoffensive» des Gesundheitswesens investieren. Gerade für Krankenhäuser sei es von höchster Bedeutung, dass medizinische Daten mit größtmöglicher Geschwindigkeit übertragen werden, sagte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) beim «1. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit» am Dienstag in Hannover. «Was nützt uns der beste OP-Trakt, wenn es dort nicht die Voraussetzungen gibt, sich digital mit dem Rückenmark-Experten in Finnland zu verbinden?». Grundlage für die Digitalisierung sei jedoch der Aufbau eines landesweiten Glasfasernetzes.

Die verstärkte Digitalisierung des Gesundheitswesens solle einen «Mehrwert» für die Bürger schaffen. Es sei effektiver, wenn Patienten nicht mehr mit ihren großen Röntgenbildern unterm Arm zum Arzt gingen, sondern ihre medizinischen Daten digital auf einem Daten-Stick mitbrächten. Europäische Länder wie Estland, Schweden oder Österreich seien dahingehend deutlich weiter als Deutschland. «Wir sind bei der Digitalisierung noch ein Entwicklungsland», kritisierte Althusmann, der auch für die Digitalisierung zuständig ist. Der Großteil des Geldes solle in den landesweiten Breitbandausbau fließen. Aber es solle zum Teil auch in Pilotprojekte der digitalen Krankenhausinfrastruktur investiert werden.

Die Präsidentin der Niedersächsischen Ärztekammer Martina Wenker sagte, dass die Digitalisierung in allen medizinischen Bereichen Chancen eröffne. Dazu zählten etwa digitale Video-Sprechstunden oder gespeicherte Notfalldaten auf der elektronischen Gesundheitskarte. Es sei jedoch eine Garantie notwendig, dass die gespeicherten Informationen nicht in die falschen Hände gerieten, unterstrich die Medizinerin. «Patientendaten gehören in Patientenhände und nicht in die von Konzernen oder Krankenkassen.» Zudem betonte sie, dass neue Techniken die klassische ärztliche Behandlung zwar unterstützen aber nicht ersetzen könnten. Die Teilnahme an digitalen Angeboten müsse freiwillig bleiben, Patienten müssten weiterhin ihren Vertrauensarzt persönlich aufsuchen können.
Source: Kirche-Oldenburg