23 Gästebücher aus 19 Jahren hat die Künstlerin Tina Asche durchgelesen. Menschen schreiben in ihnen öffentlich, was ihnen auf der Seele liegt. Anfang des Jahres fing die Künstlerin dann an, einzelne Sätze aus den Texte anonymisiert zusammen zu stellen. Es entstand eine große Textfläche. Jeden Tag hat sie dann auf unserer Empore gearbeitet. 2 h pro Zeile.  86 Zeilen insgesamt. Immer die Schreibangst, hoffentlich kippt die Zeile nicht weg. Hoffentlich verschreibe ich mich nicht. Wer einen Brief noch ab und zu mit der Hand schreibt, der weiß, wie ärgerlich solche Fehler sind.
Umso schlimmer und offensichtlicher, wenn die beschriebene Seite eine vier mal zehn Meter große Stoffbahn ist. Monatelang hat Tina Asche geschrieben (oder besser: gemalt). Nur zweimal ist es in dieser Zeit passiert, dass sie sich verschrieben hat. Fast meditativ hat sie Wort für Wort abgeschrieben und den Text um ein Vielfaches vergrößert. Sie selber hat gesagt, dass dieses Schreiben fast so etwas wie ein Marathonlauf gewesen ist. Aber ein Marathonlauf in Zeitlupe. Jedem Gedanken seinen Raum. Jede Aussage hat ihren Platz hier in der Kirche. Gut so.

Morgen um 20 Uhr endet diese Ausstellung mit einer Finissage.

 

Frank Morgenstern, Pastor der  Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven

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