Hannover (epd). Die Instrumente des berühmten Barock-Orgelbauers Arp Schnitger (1648-1719) sollten nach Auffassung aller Fraktionen im niedersächsischen Landtag in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen werden. Eine entsprechende Entschließung steht auf der Tagesordnung zu Beginn der letzten Plenarwoche vor der Sommerpause am kommenden Dienstag. Die Voraussetzungen dafür sollten geprüft werden, heißt es in der Vorlage. In einer Anhörung dazu im Wissenschaftsausschuss des Landtages hatte sich kürzlich allerdings Ernüchterung breitgemacht.

«Das Werk Schnitgers strahlt durch die Jahrhunderte bis heute», begründen die Fraktionen ihre Entschließung. Es beschreibe «ein flächendeckendes Kulturphänomen, in dem Musik, Architektur und der aktuelle Bezug zu handwerklich-künstlerischen Fähigkeiten eine Synthese erfahren». Schon länger setzen sich auch Schnitger-Vereine und evangelische Kirchen dafür ein, dass das Werk des Orgelbauers anlässlich seines 300. Todesjahres 2019 in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen wird.

Bei der Anhörung im März sagte die Unesco-Beauftragte für Deutschland, Birgitta Ringbeck, die Kriterien für den Titel seien in diesem Fall nicht erfüllt. Er werde an Baudenkmäler, architektonische Ensembles, an Kulturlandschaften oder archäologische Stätten vergeben. Der Antrag habe nur dann Aussicht auf einen Erfolg, wenn er in einen architektonischen Zusammenhang gestellt werde. Hier müsste eine Lücke gesucht werden.

Allerdings seien kirchliche Welterbestätten bereits überrepräsentiert, gab Ringbeck zu bedenken. Die Vorschlagsliste für deutsche Weltkulturerbestätten sei zudem bereits so lang, dass voraussichtlich bis 2020 keine weiteren aufgenommen würden.

Die Beauftragte machte aber auch Mut zu weiteren Überlegungen. Infrage käme möglicherweise auch eine Bewerbung für das Europäische Kulturerbe-Siegel. In der Landtags-Entschließung heißt es dazu, für den Fall, dass die Kriterien eine Würdigung ausschlössen, sei die Prüfung eines weitergehenden Welterbeantrages anzustreben.

Musikwissenschaftler sehen in Schnitger den ersten europäischen Orgelbauer, weil er seine Orgeln auch exportierte. Etwa 170 Instrumente hat er neu gebaut, wesentlich umgebaut oder im größeren Umfang repariert. Ein Schwerpunkt seiner Schaffenskunst liegt dabei in Kirchen an der niedersächsischen Nordseeküste bis in die Niederlande hinein.

Schnitger wurde 1648 in Schmalenfleth geboren, heute ein Stadtteil von Brake in der niedersächsischen Wesermarsch. 1678 übernahm er nach dem Tode seines Lehrmeisters Berendt Huß dessen Werkstatt in Stade. Wenige Jahre später verlegte er seinen Wirkungskreis nach Hamburg, um dort in der St.-Nicolai-Kirche sein größtes Werk mit mehr als 4.000 Pfeifen zu bauen.

Von Hamburg aus exportierte er seine Instrumente zunächst in den norddeutschen Raum und in die Niederlande, später auch nach Russland, England, Spanien und Portugal. Eine Schnitger-Orgel, die 1701 in Hamburg erbaut wurde, gelangte sogar in die brasilianische Stadt Mariana. Dort ist sie in der katholischen Catedral da Sé noch in Gebrauch.

Internet:
www.landtag-niedersachsen.de, www.arp-schnitger-gesellschaft.de sowie www.arp-schnitger-kulturerbe.de

Source: Kirche-Oldenburg