Hannover (epd). Die Hebammen in Niedersachsen unterstützen die Klagen ihres Bundesverbandes über stetig schlechtere Berufsbedingungen.
Viele freiberufliche Kolleginnen hätten angesichts seit Jahren steigender Haftpflichtversicherungsprämien ihren Job bereits aufgegeben, sagte die zweite Vorsitzende des Niedersächsischen Hebammenverbandes, Brigitte Salisch, am Montag dem epd. Besonders die vielen ländlichen Regionen des nördlichen Bundeslandes seien massiv unterversorgt.
Der Deutsche Hebammenverband hatte am Montag in Berlin die starre Haltung der Krankenkassen kritisiert. Sie weigerten sich nach wie vor, Haftpflichtprämien durch höhere Vergütungen auszugleichen.
Verhandlungen mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen seien erst kürzlich gescheitert. Jetzt müsse eine Entscheidung der Schiedsstelle abgewartet werden. Die Prämien stiegen allerdings bereits zum 1. Juli auf 6.274 Euro im Jahr. Damit sei eine weitere «Beendigungswelle» zu erwarten. In Deutschland arbeiten nach Schätzungen knapp 15.000 Hebammen freiberuflich.
In Niedersachsen seien in einigen Regionen wie etwa beim Gesundheitsamt Stade bereits Hebammen-Ambulanzen eingerichtet worden. Dorthin könnten Frauen sich wenden, wenn sie auf der Suche nach Beratung oder Nachsorge nur Absagen kassiert hätten. Dass Mutter und Kind sich erst auf den Weg machen müssten, anstatt zu Hause betreut zu werden, sei allerdings nicht optimal, betonte Salisch. Viele Hebammen bekämen pro Woche bis zu zehn Anfragen, die sie ablehnen müssten. Noch schwieriger sei es, eine Hebamme zu finden, die noch Hausgeburten betreue.
Salisch bemängelte zudem, dass in Niedersachsen immer mehr Geburtshilfekliniken geschlossen würden. Zuletzt sei in Hannover ein Haus mit 1.000 Geburten im Jahr geschlossen worden. «Der Personalschlüssel in den übrigen Häusern wird nicht angehoben, so dass in einer Schicht statt ein oder zwei plötzlich bis zu sechs Geburten betreut werden müssen.» Der Beruf der Hebamme sei mittlerweile so unattraktiv, dass den Schulen bald der Nachwuchs ausgehen werde: «Derzeit kommen 50 Bewerberinnen auf einen Kurs mit 20 Plätzen. Vor zehn Jahren bewarben sich auf dieselbe Anzahl Plätze noch 1.000 Frauen.»
Source: Kirche-Oldenburg