Hannover (epd). Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen trauern um den ehemaligen jüdischen Landesrabbiner Henry G. Brandt. Die Kirchen hätten Brandt viel zu verdanken, sagte am Mittwoch der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit als Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. «Er hat seinen Anteil daran, dass sich das Verhältnis der evangelischen Kirchen zum Judentum in den vergangenen vier Jahrzehnten grundlegend gewandelt hat.» Brandt war am Montag im Alter von 94 Jahren gestorben.

 

In den Jahren seines Wirkens in Niedersachsen von 1983 bis 1995 sei Brandt ein wichtiger Partner im christlich-jüdischen Dialog gewesen, erklärten die Kirchen. Als die Synode der hannoverschen Landeskirche 1995 eine Erklärung zum Verhältnis der Kirche zum Judentum erarbeitete, habe er in vielen Diskussionen wichtige Impulse gegeben. Er habe versucht, Brücken zu bauen. Zugleich sei der Rabbiner deutlich geworden, wenn Grenzen überschritten worden seien. So habe sich Brandt entschieden gegen das Eintreten einiger Theologen für eine Mission unter Jüdinnen und Juden gewandt.

 

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte, er habe Brandt als einen Menschen erlebt, «der sehr sensibel gewesen ist für das Gemeinsame der Religionen, aber auch genauso für das Verschiedene». Die hannoversche Landeskirche sei ihm zu großem Dank verpflichtet. «Ganz persönlich werde ich mich an ihn als einen klugen und warmherzigen Gesprächspartner erinnern.»

 

Brandt wirkte unter anderem in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Er zählte aus Sicht des Zentralrats der Juden zu den prägenden Persönlichkeiten im liberalen Judentum sowie im jüdisch-christlichen Dialog in Deutschland.

Kirche-Oldenburg
Niedersächsische Kirchen würdigen verstorbenen Landesrabbiner Brandt