Der Einladung zum Weltgebetstag (WGT) am ersten Freitag im März, in diesem Jahr am 4. März, sind wieder Tausende Frauen und Männer im ganzen Oldenburger Land gefolgt. An diesem Tag haben Christinnen und Christen weltweit unter dem Motto: „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“ gebetet und Gottesdienste gefeiert. Den thematischen Rahmen hatten Frauen aus Kuba vorbereitet.

Bereits seit Jahresbeginn hatten allein im Oldenburger Land wieder über 500 Frauen den WGT-Gottesdienst in etwa 60 Gemeinden vorbereitet. „Die Weltgebetstagsbewegung ist die größte Laienbewegung weltweit", so Diakonin Andrea Gärtig, Ansprechpartnerin für den Weltgebetstag und Referentin für gemeindebezogene Frauenarbeit der Ev.-luth. Kirche in Oldenburg.

Der Weltgebetstag im Oldenburger Land
Wilhelmshaven-Neuende
Wie sehr sich der Weltgebetstag gewandelt hat, war in der St. Jacobikirche in Wilhelmshaven-Neuende gut zu beobachten. War der Tag früher explizit den Frauen gewidmet, so richtet er sich heute an beide Geschlechter. Und tatsächlich nahmen in der gut besuchten evangelischen Kirche auch sehr viele Männer an diesem besonderen Gottesdienst teil.

Pastorin Christine Grätz hatte mit einem Team aus jüngeren und älteren Teilnehmenden den Weltgebetstag vorbereitet. Anhand der Gottesdienstordnung – vorbereitet von Frauen auf Kuba – wurde die historische Entwicklung der Insel vorgetragen und die heutige Situation dargestellt. Zur Verdeutlichung halfen Dias. Im Anschluss wurde ein Büfett mit Köstlichkeiten aus kubanischer Küche serviert, in dessen Mittelpunkt ein Strauch als Schmetterlingsjasmin dekoriert war, der auf Kuba eine wichtige Rolle spielt.

Sande
Der ökumenische Weltgebetstag in der evangelischen St. Magnus-Kirche in Sande geriet zu einem kleinen Fest. Dafür sorgte vor allem die Musik. Die zahlreichen Lieder kubanischen Ursprungs sorgten für viel gute Stimmung. Dabei bekamen sogar einige Gottesdienstbesuchende Rhythmusinstrumente in die Hand gedrückt, die sie im Verlauf des Gottesdienstes gerne nutzten. Das Motto „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“ kam hier besonders gut zum Tragen, denn im Gottesdienst kamen alle Generationen zu Wort, besonders aber die Kinder.

Die Chorklasse der benachbarten Grundschule hatte sich auf die Lieder gut vorbereitet, die Mädchen und Jungen trugen sie vor und so gelang es den Teilnehmenden schnell, sich in die Melodien einzufinden. Die Informationen über Kuba vermittelte das große Vorbereitungsteam übrigens in Form eines Dialogs.

Wiefelstede: Gottesdienst von allen Generationen
Nicht nur theologisch, auch kulinarisch war die St. Johannes-Gemeinde in Wiefelstede zum Weltgebetstag ganz auf Kuba eingestellt: Die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher wurden mit einem selbstgemachten kubanischen Ananas-Zitronen-Cocktail begrüßt. Für das Büffet im Rudolf-Bultmann-Gemeindehaus im Anschluss an den abendlichen Gottesdienst hatte das WGT-Team nach landestypischen Rezepten gekocht. Mit wissenswerten Fakten und Bildern über den karibischen Inselstaat führte das Team in den Gottesdienst ein, der – wie auch in vielen anderen Gemeinden – eng an die kubanische Gottesdienstordnung angelehnt war und in Wiefelstede musikalisch vom Gospelchor „Soul Inside“ und Rhythmusinstrumenten begleitet wurde.

„Wir freuen uns, dass wir alle Generationen einbinden konnten und auch die Konfirmandinnen den Gottesdienst mitgestaltet haben“, so Pastorin Gesa Schaer-Pinne. Längst nicht nur Frauen, sondern auch Männer folgten der Einladung zum Weltgebetstags-Gottesdienst, den die St. Johannes-Gemeinde zum zweiten Mal gemeinsam mit der evangelischen St. Ulrichs-Gemeinde und der katholischen Gemeinde St. Vinzenz Pallotti in Rastede feierte. Im vergangenen Jahr war die St. Ulrich-Gemeinde Gastgeberin, im kommenden Jahr wird es die katholische Gemeinde sein.  

Delmenhorst: Wünsche für eine bessere Welt
„Unsere Gemeinde und Tausende andere Gemeinden rund um den Erdball feiern heute mit uns zusammen“, machte Pastorin Sabine Lueg im Gottesdienst der Stadtkirche Delmenhorst deutlich. Sie wies auf die 500-jährige Zuwanderungsgeschichte Kubas hin und auf die vielfältige Kultur, die dadurch entstanden sei. „Heute allerdings suchen die jungen Leute woanders ihre Zukunft – auch das ist eine Seite des Flüchtlingsproblems: dass die jungen Leute in ihren Herkunftsländern fehlen.“ Seit Oktober haben die 14 Frauen des Vorbereitungskomitees an der Gestaltung des Gottesdienstes gearbeitet. „Ein Schwerpunkt war für uns die Selbstverpflichtung, die die kubanischen Frauen formuliert haben“, so Myrthe Meyer, gemeinsam mit Gisela Gründken Sprecherin der Gruppe.

Auf den Altartreppen hatte das Team nicht nur die kubanische Flagge ausgebreitet, sondern auch viele Gegenstände, die mit dem Leben in dem karibischen Inselstaat verbunden werden – vom kubanischen Rum über Südfrüchte bis hin zu Strohhüten. Ergänzt wurde dieses Bild während des Gottesdienstes noch mit Wünschen und Verpflichtungen für eine bessere Welt. Landestypisch auch das Sammeln der Kollekte: Die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher kamen nach vorn zum Altar und legten ihre Spenden in geflochtene Körbe.

Klosterkirche in Vechta
Ein bisschen anders wollten sie es dieses Mal machen, wollten weg vom üblichen WGT-Gottesdienst um 15 Uhr mit anschließendem Kuchenessen. „Viele jüngere Frauen arbeiten um diese Zeit ja noch“, erläuterte Insa Born vom 14-köpfigen Vorbereitungsteam in Vechta. Schon im Frühjahr 2015 hatte die Gruppe erstmals über eine zeitliche Verlegung diskutiert, sich schließlich auf 17 Uhr geeinigt. Kaffee und Kuchen wichen in dem neuen Ablaufplan kurzerhand einem selbst zubereiteten kubanischen Büfett. „Endlich hatten wir die Möglichkeit, einmal etwas Landestypisches zu servieren“, freute sich Teammitglied Kerstin Technow.

Das kam auch bei den Gästen gut an. Rund 70 zählte Pfarrerin Ute Clamor während des Essens im evangelischen Gemeindehaus. Zum Gottesdienst in der Klosterkirche, schätzte sie, seien gut 110 Gläubige zusammengekommen. Alle vier Jahre ist die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Gastgeber der WGT-Feier in Vechta. In der übrigen Zeit findet sie in einer der drei Kirchen der katholischen Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt statt: St. Georg, Maria Frieden oder St. Marien Oythe.

Irmelin Seeber erinnert sich noch gut an manch frühere Veranstaltung. Seit etwa 30 Jahren ist sie Mitglied im ökumenischen Vorbereitungsteam. Stolz berichtete sie von einem Schaufenster in der Innenstadt, dass die Gruppe in diesem Jahr passend zum WGT gestaltet hatte. Und davon, wie sie den hiesigen Kinobetreiber ins Boot holten. Der im Rahmen einer Sondervorstellung gezeigte kubanische Film sei zwar keine leichte Kost gewesen, gab Irmelin Seeber zu, habe ihr aber noch einmal eine zusätzliche Seite von Kuba eröffnet.

„Schön war es“, blickte sie am Freitagabend auf den WGT zurück. „Aber viel zu schnell wieder vorbei.“

Christuskirche in Oldenburg-Bürgerfelde
Zum Auftakt gab es im Gemeindehaus der Christuskirche in Oldenburg-Bürgerfelde bei Kaffee und Kuchen einen Diavortrag über Kuba, dann stand Singen auf dem Programm: Die deutschen Texte der Lieder für den Gottesdienst auf die mitreißenden kubanischen Rhythmen vom Band abzustimmen, war nicht immer ganz einfach, sorgte aber für fröhliche Stimmung bei den Besucherinnen und Besuchern.
 
Den folgenden Gottesdienst in der Christuskirche hatten acht Frauen aus den Bezirken der Christuskirche, der Auferstehungskirche sowie der katholischen Kirche St. Marien vorbereitet. „Was uns im Programm besonders wichtig war, haben wir verstärkt, zum Beispiel, dass die Älteren den Kindern Geschichten aus der Bibel erzählen“, sagte Christiane Schierholz vom Vorbereitungskreis. Seit Januar haben die Frauen den Gottesdienst geplant. „Wir haben drei Vorkonfirmandinnen dazugebeten, die nun die Stimmen der jüngeren Frauen vortragen – das war eine Premiere für uns“, so Schierholz. Regelmäßig findet der Weltgebetstag in Bürgerfelde abwechselnd in der Christuskirche, der Auferstehungskirche und der St. Marien-Kirche statt.

Eva Wagner, Kirchenälteste im Bezirk der Christuskirche, begrüßte Frauen und Männer zum Gottesdienst in einer sehr herzlichen und persönlichen Atmosphäre. So wurden die Besucherinnen und Besucher aufgefordert, ihre Wünsche für die kubanischen Frauen aufzuschreiben; diese wurden im Anschluss gesammelt und auf Schauwänden ausgestellt. Dann lud Wagner dazu ein, sich gegenseitig einen Segen zuzusprechen – mit einer Umarmung, einem Händedruck, einem Lächeln oder auch nur einem Blinzeln, was zu vielen freundlichen Begegnungen führte.

Der ökumenische Weltgebetstag
Das Thema des Weltgebetstags: „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“ – vorbereitet von christlichen Frauen aus Kuba – stellt das Zusammenleben der unterschiedlichen Generationen in den Mittelpunkt. Der WGT ist ein Stück gelebter weltweiter Ökumene, denn in jedem Jahr stammt der Entwurf des Gottesdienstes aus einem anderen Land der Erde. Das Schwerpunktland Kuba ist die größte und bevölkerungsreichste Karibikinsel. Die Texte, Lieder und Gebete dafür haben über 20 kubanische Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen entwickelt. Sie erzählen von ihren Sorgen und Hoffnungen angesichts der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche in ihrem Land.

Ein gutes Zusammenleben aller Generationen begreifen die kubanischen Weltgebetstagsfrauen als Herausforderung – hochaktuell in Kuba, dem viele junge Menschen auf der Suche nach neuen beruflichen und persönlichen Perspektiven den Rücken kehren.

Von der „schönsten Insel, die Menschenaugen jemals erblickten“ schwärmte Christopher Kolumbus, als er 1492 im heutigen Kuba an Land ging. Mit subtropischem Klima, weiten Stränden und ihren Tabak- und Zuckerrohrplantagen ist die Insel ein Natur- und Urlaubsparadies. Seine 500-jährige Zuwanderungsgeschichte hat eine kulturell und religiös vielfältige Bevölkerung geschaffen. Der Großteil der über elf Millionen Kubanerinnen und Kubanern ist römisch-katholisch. Eine wichtige Rolle im spirituellen Leben vieler Menschen spielt die afrokubanische Religion Santería. Der sozialistische Inselstaat ist nicht erst seit Beginn der US-kubanischen Annäherung Ende 2014 ein Land im Umbruch – mit seit Jahren wachsender Armut und Ungleichheit.

Im Gottesdienst zum Weltgebetstag 2016 feiern die kubanischen Frauen mit Christinnen und Christen weltweit ihren Glauben. Jesus lässt im zentralen Lesungstext ihrer Ordnung (Mk 10,13-16) Kinder zu sich kommen und segnet sie. Ein gutes Zusammenleben aller Generationen begreifen die kubanischen Weltgebetstagsfrauen als Herausforderung – hochaktuell in Kuba, dem viele junge Menschen auf der Suche nach neuen beruflichen und persönlichen Perspektiven den Rücken kehren.

WGT weltweit
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird der Weltgebetstag gefeiert. Dass der Gottesdienst von Frauen eines anderen Landes vorbereitet wurde, entwickelte sich etwas später.

Heutzutage wird in rund 170 Ländern Weltgebetstag gefeiert. In vielen Ländern gibt es ein eigenes Komitee. Das Deutsche WGT-Komitee wird von Frauenorganisationen und -verbänden christlicher Kirchen getragen. Jedes Komitee ist unter anderem für die Verwendung der Kollekte aus den WGT-Gottesdiensten verantwortlich. Die Kollekte ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil jeder Gottesdienstfeier zum Weltgebetstag. Sie ist ein sichtbares Zeichen weltweiter Verbundenheit und Solidarität. Über die Verwendung der Kollekten entscheidet jedes nationale Weltgebetstagskomitee eigenständig.

Dem Deutschen WGT-Komitee gehören zwölf verschiedene Frauenorganisationen und –verbände an, (z. B. die Kath. Frauengemeinschaft Deutschland, Ev. Frauenarbeit, Bund Ev.-freikirchlicher Gemeinden, Frauenwerk der Ev.-methodistischen Kirche, Frauenarbeit mennonitischer Gemeinden, Die Heilsarmee und andere), die insgesamt neun unterschiedliche Konfessionen vertreten.

Der Großteil der Kollekten der Weltgebetstagsgottesdienste in Deutschland kommt Frauen- und Mädchenprojekten auf der ganzen Welt zugute. Seit 1975 konnten so über 6.000 Projekte in rund 150 Ländern weltweit mit ca. 67 Millionen Euro unterstützt werden.

Umfangreiche Anleitungen, Anregungen und Materialien sind über die Internetseite: www.weltgebetstag.de als Download erhältlich.

Dieser Beitrag basiert auf Texten von Anke Brockmeyer, Annette Kellin, Bärbel Romey, Melanie Thiel de Gafenco und Antje Wilken.

Gemeinsam in die Zukunft: Titelbild zum Weltgebetstag aus Kuba
Text: © Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V.

Illustriert wird der Weltgebetstag 2016 durch das Werk der jungen kubanischen Künstlerin Ruth Mariet Trueba Castro. Die Malerin hat an der Akademie der Schönen Künste in Havanna sowie dem dortigen „Instituto Superior de Arte“ studiert. Ausstellungen mit ihren Werken waren bereits auf Kuba, in den USA, in Georgien und Russland zu sehen. Neben der Malerei und der darstellenden Kunst ist Ruth Mariet Trueba Castro auch literarisch tätig. Sie veröffentlicht Gedichte und Kurzgeschichten.

Ihr Bild „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“ wurde von den kubanischen Weltgebetstagsfrauen durch einen Wettbewerb als Titelbild für „ihren“ Weltgebetstag ausgewählt. Es greift Motive aus dem Alltag der Menschen in Kuba auf. Darunter ist ein Pferde- oder Eselskarren, der auf Kuba Menschen und Güter transportiert. Ihr Bild ist auch reich an symbolischen Elementen. Darunter sind die Königspalme, die der kubanische Nationalbaum ist, und die kubanischen Flagge.

Im Bild der Künstlerin lädt uns die symbolische Fenster- oder Türöffnung ein in deren Heimatland. Für die Menschen in Kuba wiederum eröffnen sich neue Perspektiven.

Im Bildvordergrund sehen wir Hände und Bewegung der Menschen. Sie bringen nicht nur das Miteinander der Generationen zum Ausdruck, sondern auch die Vielfalt innerhalb der kubanischen Bevölkerung, die selbstverständlich in die Familien hineinreicht. Und mit Bezug zum Kinderevangelium, dem Lesungstext im Gottesdienst, könnte hier vielleicht eine Mutter ihr Kind oder ein Kind seine Mutter zu Jesus führen.

Source: Kirche-Oldenburg