Osnabrück (epd). Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hat am Sonnabend dazu aufgerufen, Kinder zu einer weltoffenen, neugierigen Haltung zu erziehen. Dann seien sie der «Schlüssel für eine bessere Welt», sagte der Politiker zum Abschluss des Kongresses «Bewegte Kindheit» in Osnabrück. An der bundesweit größten Tagung für frühkindliche Bildung nahmen seit vergangenem Donnerstag rund 3.000 Fachkräfte teil.

Wulff kritisierte zudem einen «Optimierungswahn» bei Kindern, der eine «Welle von Arzt- und Therapeutenbesuchen» zur Folge hätte. Er selbst habe in den vergangenen Jahren gelernt, dass eine gelassene Beziehung wichtiger sei als eine hektische Erziehung: «Wir sollten unsere Kinder Kinder sein lassen.»

Die durch Terror, Kriege und Flüchtlingsströme beherrschte Weltlage habe zu einer «großen Verunsicherung» in Deutschland geführt, ergänzte Wulff. «Wir dürfen uns nicht spalten lassen und in vergangen geglaubte Zeiten zurückfallen.» Für ein Volk von 500 Millionen Europäern dürfe es jedoch kein Problem sein, drei Millionen Flüchtlinge aufzunehmen. «Das muss doch zu schaffen sein.»

Zuvor hatte der Bildungsforscher Wasilios Fthenakis gefordert, besondere Angebote für Kinder mit Fluchterfahrungen zu schaffen. «Lediglich auf die Stärkung der Sprachkompetenz im Deutschen zu beharren, reicht nicht aus, um diesen Kindern effektiv zu helfen», sagte der ehemalige langjährige Leiter des Münchener Staatsinstituts für Frühpädagogik. Auch müsse beispielsweise ihre Widerstandsfähigkeit gestärkt werden, um die traumatischen Erfahrungen zu bewältigen.

Erfahrungen und Forschungen belegten, dass sich das bisherige Angebot nur bedingt eigne, um Kindern in den Bildungseinrichtungen zu helfen. Die Erwartung, über einen Bildungsansatz auch Integration zu erreichen, sei nicht erfüllt worden, sagte Fthenakis. Ein von ihm entwickeltes Konzept «Mappy» helfe Kindern und ihren Familien aber beispielsweise mit einer Smartphone-App, ein klares Bild von ihrer Umgebung zu entwickeln. Dadurch erhielten sie Orientierung und Sicherheit und lernten, soziale oder Arbeitskontakte zu knüpfen, angebotene Hilfen in Anspruch zu nehmen und sich somit zu integrieren.

Der dreitägige Kongress wurde von der Universität Osnabrück und dem Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) veranstaltet. Im Mittelpunkt stand den Angaben zufolge die Frage, wie durch Bewegung, Spiel und Sport die soziale Teilhabe und Inklusion aller Kinder unabhängig von ihren Voraussetzungen gefördert werden könne.
Source: Kirche-Oldenburg