Oldenburg (epd). Das Diakonische Werk Oldenburg öffnet am Mittwoch (1. Juli) ein neues Frauenhaus für die Landkreise Ammerland und Wesermarsch. Ab Freitag können hilfesuchende Frauen an allen Tagen rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0441/21001-495 Schutz finden, teilte die Diakonie am Dienstag in Oldenburg mit. «Häusliche und sexualisierte Gewalt ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Frauenhäuser haben für den Schutz der Betroffenen eine große Bedeutung, denn sie sind die sichere Anlaufstelle für Frauen, denen in ihrem Zuhause oftmals sogar Lebensgefahr droht», sagte Diakonie-Vorstand Thomas Feld.

In dem Haus können den Angaben zufolge zwölf Frauen und bis zu 21 Kinder Sicherheit finden. Insgesamt 17 Mitarbeiterinnen werden die Frauen betreuen und beraten. Die Diakonie habe die Trägerschaft übernommen, weil sie sich als Anwalt der Menschen verstehe, die sonst keine Lobby haben, sagte Feld.

Das Haus schließe eine Lücke in der Versorgung der Frauen, hieß es. Allein 2017 habe das Frauenhaus in Oldenburg 197 schutzsuchende Frauen abweisen müssen. Im Landkreis Wesermarsch habe die Beratungs- und Interventionsstelle zehn Frauen, darunter acht mit 14 kleinen Kindern, an Frauenhäuser in anderen Bundesländern vermitteln müssen. Im selben Zeitraum habe die Stelle 327 Frauen aufgenommen, 166 von ihnen seien von der Polizei in Sicherheit gebracht worden. Im Ammerland habe die Polizei im Jahr 2018 insgesamt 110 Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet.

Die Diakonie betonte, dass dies nur die bekannten Fälle seien. Die tatsächliche Zahl der gewaltsamen Übergriff auf Frauen in ihrem häuslichen Umfeld dürfte um ein vielfaches größer sein.

Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) begrüßte das neue Frauenhaus. Sie wünschte in einem Grußwort den von Gewalt betroffenen Frauen in dem Haus «den größtmöglichen persönlichen Schutz und die Chance, sich nach dem Erlebten so stabilisieren zu können, dass sie neue Perspektiven für sich und ihre Kinder entwickeln können».

Das Schutzhaus befinde sich in zentraler Lage des Versorgungsgebietes und sei gut mit dem öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen, hieß es weiter. Eine Schule und eine Kindertagesstätte sowie Ärzte, Beratungsstellen und Einkaufsmöglichkeiten seien in der fußläufigen Nähe. Außerdem ermögliche das Haus den Bewohnerinnen und ihren Kindern ein hohes Maß an Privatsphäre. Das Haus ist barrierefrei. Der Diakonie zufolge erleiden fast doppelt so viele Frauen mit Behinderungen Gewalt, wie Frauen ohne Behinderungen. Von sexueller Gewalt seien sie sogar zwei bis drei Mal so oft betroffen.

Source: Kirche-Oldenburg