Oldenburg (epd). Die Diakonie im Oldenburger Land befindet sich wirtschaftlich im schweren Fahrwasser. Seit Jahresbeginn musste der evangelische Sozialverband bereits vier seiner Einrichtungen beim Amtsgericht als insolvent anmelden, berichteten am Mittwoch die beiden Diakonie-Vorstände Friedrich Ley und Mario Behrends. Nach der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik für suchtkranke Jugendliche und der Service-Gesellschaft Diadema sind nun auch die Senioreneinrichtungen „Haarentor“ in Oldenburg und „to huus achtern Diek“ in Blexen im Landkreis Wesermarsch von der akuten Zahlungsunfähigkeit bedroht. Die Insolvenzverfahren seien wirtschaftlich alternativlos und juristisch unvermeidlich.
   
Beide Senioreneinrichtungen hätten derzeit massiv mit Personal- und Strukturproblemen zu kämpfen, erläuterte der kaufmännische Vorstand Mario Behrends. Der Gesetzgeber verlange einen bestimmten Personalschlüssel pro Bewohner. Aufgrund des Fachkräftemangels gebe aber es nicht genug Personal. Darum könnten etliche Betten trotz voller Wartelisten nicht belegt werden.
   
Eine Senioreneinrichtung ist Ley zufolge nur dann auskömmlich finanziert, wenn 98 Prozent der Plätze belegt sind. Das sei schon sportlich, wenn alle Stellen eines Hauses besetzt sind. Noch schwieriger werde es, wenn es nicht genügend Pflegekräfte gebe. Über teure Personaldienstleister könnten allenfalls Spitzen abgefangen werden. „Sie sind aber keine dauerhafte Lösung.“ Im Haus „Haarentor“ seien darum nur 61 von 70 Plätzen belegt und in Blexen lediglich 85 der 108 Pflegeplätze. Hinzu komme ein erheblicher Investitionsstau. Dadurch sei eine existenzbedrohende Situation entstanden.
   
Die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Beschäftigten der Senioreneinrichtungen seien informiert worden, sagte der theologische Vorstand Ley. Der Betrieb laufe in beiden Häusern zunächst weiter. Auch die Gehälter seien über das Insolvenzgeld in den nächsten drei Monaten gesichert. Für beide Häuser werde nun ein Insolvenzverwalter bestellt, um ihnen eine neue Zukunftsperspektive zu geben.
   
Ley und Behrends sind erst seit dem 2. Januar die Chefs der Diakonie im Oldenburger Land. Ihre Vorgänger, Thomas Feld und Uwe Kollmann, waren Ende 2023 in den Ruhestand getreten. Kollmann hatte schon im November angekündigt, dass die Diakonie das Wirtschaftsjahr 2023 voraussichtlich mit einem Verlust von zwei Millionen Euro abschließen werde.
   
Die Diakonie im Oldenburger Land ist in der Altenhilfe, der Förderung und Therapie, Jugendhilfe, Suchtkranken- und Gefährdetenhilfe, der Kirchenkreissozialarbeit und der Wohnungslosenhilfe tätig. Insgesamt beschäftigt sie eigenen Angaben zufolge etwa 1.500 Mitarbeitende in der Region.

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Oldenburger Diakonie muss zwei Altenheime als insolvent melden