Als Zeichen der Versöhnung zwischen den Konfessionen haben am Sonntagabend, 12. März, Bischof Jan Janssen und Weihbischof Wilfried Theising gemeinsam ein Kreuz aufgerichtet. In dem ökumenischen Versöhnungsgottesdienst unter dem Leitmotiv „Heilung der Erinnerung“ in der Oldenburger St.-Lamberti-Kirche betonte Bischof Janssen: „Wir richten ein Kreuz auf als Zeichen der Versöhnung. Es soll uns erinnern, dass wir aufrichtig um Vergebung bitten – vor Gott, vor unseren Glaubensgeschwistern und Mitgeschöpfen.“ Das Kreuz sei ein Zeichen des Leidens, Sterbens und Auferstehens Jesu Christi und es solle die Menschen erinnern, „dass wir aufgerichtet werden durch Gottes Versöhnung.“ Gottes Gnade befreie von der Last, aufgerichtet gingen die Menschen ins Leben, so Janssen. „Lasst uns Frieden suchen und Gerechtigkeit üben – für das Miteinander der Menschen.“

In dem Versöhnungsgottesdienst zum 500. Reformationsjubiläum rief der katholische Weihbischof Wilfried Theising Christinnen und Christen beider Konfessionen im Oldenburg Land zur Versöhnung auf. Es sei kein Platz mehr für Misstrauen, Feindschaft und Abgrenzung, betonte Theising. Echtes Vertrauen und gegenseitige große Wertschätzung präge heute das Miteinander der evangelisch-lutherischen Kirche und der römisch-katholischen Kirche im Oldenburger Land.

„Heute, liebe Schwestern und Brüder, sind wir vor allem zusammengekommen, um Erinnerung zu heilen und Jesus Christus zu bezeugen. Gemeinsam haben wir erkannt, dass die Spaltung der Kirche viele Wunden gerissen hat. Wir stehen dazu. Deshalb bitten wir Gott und einander um Vergebung und um Heilung der Wunden“, so Theising in seiner ersten Predigt in der Oldenburger St.-Lamberti-Kirche.

Jahrhundertelang hätten sich beide Konfessionen gegenseitig die Schuld an der Spaltung gegeben. „Inzwischen können wir zugeben, wie sehr beide Seiten durch Polemik, Abgrenzung und Schuldzuweisungen die Spaltung zuerst herbeigeführt haben, um sie dann auch noch zu verfestigen“, so Theising, der auch Vorsitzender der Ökumenekommission im Bistum Münster ist.

Viele Menschen hätten unter der Spaltung „fürchterlich gelitten und tun es bis heute. Familien, Paare, Freunde, Dörfer und Städte, ja ganze Länder sind entzweit worden durch die Spaltung der Kirche. Wir wissen nicht, wie viele zu Tode gekommen sind oder an Leib und Seele Schaden genommen haben. Das ist beschämend für eine Religion, die eine frohe Botschaft verkündet und sich die Nächstenliebe in besonderer Weise auf die Fahnen geschrieben hat“, sagte Weihbischof Theising.

Trotz der oft großen Narben, die weiter Schmerzen verursachten, sei der Schritt der Versöhnung ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Ökumene, der helfe, ehrlich, demütig und konstruktiv in die Zukunft zu gehen, so Theising. „Was hier geschieht, berührt unsere Herzen. Vielleicht können wir sogar sagen, wir erleben etwas Historisches. Aber dabei darf es nicht bleiben.“ Weihbischof Theising rief dazu auf, dass das Reformationsgedenken nicht nur eine historische Erinnerung bleiben dürfe. „Es sollte uns zu größerer Einheit führen, die auch in der Gesellschaft sichtbar wird in unserem Engagement für Arme und Schwache und Benachteiligte.“

Bischof Jan Janssen betonte in dem Versöhnungsgottesdienst, dass in der Vergangenheit die Jahrhundertfeiern der Reformation die Gräben zwischen den Konfessionen noch vertieft hätten. Im Jubiläumsjahr 2017 solle dies jedoch anders sein. „Wir wollen nach den gemeinsamen Wurzeln, den wechselseitigen Herausforderungen und den verbindenden Zukunftsaufgaben fragen.“

Am Versöhnungsgottesdienst in der Oldenburger St.-Lamberti-Kirche wirkten mit neben Bischof Jan Janssen und Weihbischof Wilfried Theising, Kreispfarrerin Ulrike Hoffmann, Dechant Christoph Sibbel, Synodenpräsidentin Sabine Blütchen, Rosemarie Deckarm (Mitglied im Oldenburgischen Pastoralrat) sowie Kirchenmusikdirektor Tobias Götting (Orgel).

Der Prozess „Heilung der Erinnerung“ („Healing of Memories“) gehört zu den gemeinsamen Initiativen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zur Feier des Reformationsgedenkens 2017. Zentrale Bedeutung im Rahmen der gemeinsamen Projekte im Reformationsjubiläum hat die Heilung der Erinnerungen, die durch eine gemeinsame schuldbehaftete Geschichte belastet sind. Daraus erwachsen Versöhnung und die Stärkung des gemeinsamen Zeugnisses. Ein zentraler ökumenischer Buß- und Versöhnungsgottesdienst von EKD und DBK fand bereits am Samstag, 11. März, in der Kirche St. Michaelis in Hildesheim statt.

Insgesamt fanden im Oldenburger Land am Sonntag neun Versöhnungsgottesdienste statt: in Cloppenburg, Damme, Delmenhorst-Hasbergen, Elisabethfehn, Friesoythe, Neuenkirchen-Vörden, Neustadtgödens, Oldenburg und in Varel. Am Sonntag, 19. März, ist ein weiterer Versöhnungsgottesdienst in Löningen geplant. Darüber hinaus findet am 26. März ein Gottesdienst in Dinklage statt.

Source: Kirche-Oldenburg