Osnabrück (epd). Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zeigte sich bedrückt angesichts der hohen Austrittszahlen aus der katholischen Kirche. «Ich muss ehrlich sagen, ich bin ausgesprochen berührt davon und auch traurig, dass es mittlerweile fast normal geworden ist, aus der Kirche auszutreten», sagte Bode den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. Seine Bemühungen, Vertrauen zurückzugewinnen, seien manchmal wie ein Kampf gegen Windmühlen.

 

Aus Gesprächen mit Ausgetretenen wisse er, dass gerade Menschen der älteren Generation aus Enttäuschung über die Reformunfähigkeit der Kirche den Rücken kehrten, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der zu den reformfreudigen Bischöfen gehört. Viele Jüngere hingegen hätten überhaupt keine Beziehung mehr zur Kirche. «Wenn sie dann zum ersten Mal Kirchensteuer bezahlen, fragen sie sich: Warum soll ich diesen Weg gehen?» Die Bindekraft der Kirche nehme auch deshalb ab, weil der Individualismus in der Gesellschaft immer stärker werde. Er habe die Sorge, «dass der Glaube der Menschen verdunstet».

 

Bode appellierte an die Gemeinden, mehr Hausbesuche zu machen und möglichst auch mit Ausgetretenen zu sprechen. «Die Menschen wollen wahrgenommen werden. Auch in ihren Nöten.» Die Kirche sei jedoch häufig nicht nah genug dran an den existenziellen Sorgen der Menschen: «Wir müssen Orte stärken, wo Menschen überhaupt zusammenkommen: Familienkreise, Kindertagesstätten, Schulen, Bildungshäuser.»

 

Die Menschen insgesamt sehnten sich noch immer nach Seelsorge. Diesen Wunsch müsse die Kirche bedienen, auch wenn das angesichts knapper personeller Ressourcen schwer sei, forderte Bode. Es sei wichtig, «dass Menschen von diesem Glauben erfahren und ihn als Orientierung erleben, vielleicht mehr durch unsere Haltungen, unser Verhalten, unsere Kultur als durch immer neue Maßnahmen».

 

Große Chancen sieht der Bischof zudem bei Beerdigungen, Hochzeiten, Taufen und Erstkommunionsfeiern. Wenn diese gut gestaltet würden, könne die Kirche auch Menschen erreichen, die ihr ferner stünden. «Das sind wichtige Kontakte. Wir müssen sie nutzen, um immer wieder in Beziehung zu kommen.»

Kirche-Oldenburg
Osnabrücker Bischof: Kirche ist weit weg von den Sorgen der Menschen