Hannover (epd). Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen fordert von der Landesregierung ein planmäßiges eigenständiges Engagement bei der Betreuung in den Kindertagesstätten. «Das Land leistet da zu wenig», sagte Fachreferent Klaus Dieter Fortmeyer in einem Interview der in Hannover erscheinenden «Neuen Presse» (Samstagsausgabe). Er bemängelte, dass auch die dritte Kraft in den Krippen nicht aus eigenem Geld finanziert werden solle, sondern indirekt aus Bundesmitteln.
Diese dritte Kraft sei unverzichtbar. «Die Anforderungen an die Mitarbeiter sind enorm gestiegen», sagte Fortmeyer. Die Entwicklung der Kinder müsse von den Erzieherinnen stärker als früher dokumentiert werden, auch sei die Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Institutionen in der Nachbarschaft viel enger. Wichtig sei auch die Integration von behinderten Kindern. «Es muss heute viel mehr Bildung vermittelt werden.»
Außerdem hätten Kinder immer häufiger einen großen Nachholbedarf. Dazu gehöre der Umgang mit Altersgenossen. Viele wüchsen regelrecht vereinzelt auf und müssten erst lernen, mit Konflikten umzugehen. Auch fehle den Jungen und Mädchen oft einfach der Platz zum Spielen, um nach draußen zu gehen. Sprachförderung sei ebenfalls schon länger ein Thema, schon bevor die Flüchtlinge gekommen seien. «Und all das müssen die Kitas hinbekommen», unterstrich der Experte.
Die geplanten 1.000 bis 1.500 zusätzlichen Betreuer für Kita-Gruppen in Niedersachsen seien eher ein Tropfen auf dem heißen Stein, sagte Fortmeyer: «Und warum kommt das erst 2017? Dieses Geld vom Bund hätte das Land auch schon in diesem Jahr weitergeben können.» Kritisch sieht Fortmeyer außerdem die Einstellungen sogenannter Seiteneinsteiger. Zwar könne das eine Teillösung des Problems sein, es dürfe aber nicht dazu führen, dass «Tür und Tor für unqualifizierte Menschen geöffnet werden».
Source: Kirche-Oldenburg