Hannover (epd). Von den 14 zur Wahl stehenden Parteien bei der niedersächsischen Landtagswahl am 9. Oktober lehnen zehn eine Weiterführung des konfessionellen Religionsunterrichts im Land ab. Zu den Befürwortern des Unterrichts nach Glaubensrichtungen zählen laut der Online-Wahlentscheidungshilfe «Wahl-O-Mat» die SPD, die CDU, die FDP und die «Freien Wähler». Sowohl die Positionen der Parteien, als auch deren Begründungen zeigten deren kontroverse Haltungen zu dieser Fragestellung, sagte eine Sprecherin der Bundeszentrale für politische Bildung am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Kerstin Gäfgen-Track, sagte, die Forderungen etlicher Parteien nach einem konfessionsneutralen Unterricht sei kein Weg, um den Schülern eine gute religiöse Bildung sowie Fragen der Weltanschauungen zu ermöglichen. «Religion und auch Weltanschauungen sind nie ‘neutral’, sie sind tiefe persönliche Überzeugungen und oftmals auch Leidenschaft.» Der konfessionelle Religionsunterricht ermögliche den Kindern und Jugendlichen die Auseinandersetzung mit einer Lehrkraft, die ihren eigenen religiösen Standpunkt transparent mache.
Der Religionsunterricht sei trotz einer jahrelangen kritischen Diskussion weiterhin gut an den Schulen verankert, sagte die Oberlandeskirchenrätin. Rund 75 Prozent der Schülerinnen und Schüler nähmen daran teil, das seien mehr, als der evangelischen oder katholischen Kirche angehören. «Der Religionsunterricht hat gerade in Zeiten von Corona, Ukraine und Klimakrise eine besondere Bedeutung, weil er sowohl Verstehen wie Engagement eröffnet.»
Zur Unterstützung der FDP eines islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache und unter deutscher Schulaufsicht, sagte Gäfgen-Track, diesen gebe es bereits. «Das Problem ist, dass er an zu wenigen Schulen stattfindet.»
In Niedersachsen planen die evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer, einen gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterricht einzuführen. Das Fach soll erstmals zum Schuljahr 2024/2025 angeboten werden und zugleich offen für alle anderen interessierten Kinder und Jugendlichen sein. Die Kirchen arbeiten beim Religionsunterricht bereits seit vielen Jahren zusammen.
Die Thesen des «Wahl-O-Maten» werden den Angaben zufolge von einer Redaktion erarbeitet, für die sich alle Wahlberechtigten im Alter von 16 bis 26 Jahren bewerben konnten. Ebenfalls beteiligt sind Experten aus Wissenschaft und Bildung sowie Verantwortlichen der Bundes- und Landeszentrale für politische Bildung. Die Fragen werden an alle Parteien gesendet. Aus den Antworten werden schließlich die 38 Thesen ausgewählt, die nach Ansicht des Gremiums die wichtigsten Themen der Wahl aufgreifen, von den Parteien kontrovers beantwortet werden, eine Unterscheidbarkeit gewährleisten und ein breites thematisches Spektrum abdecken.
Kirche-Oldenburg
Parteien mehrheitlich gegen konfessionellen Religionsunterricht – Bevollmächtigte: Angebot ist trotz Kritik gut an Schulen verankert –